Posse in Trier: Heizöltransporte nur mit Polizei-Eskorte?

Trier · Wer den günstigen Heizölpreis nutzen will und im Trierer Wohngebiet Heide lebt, hat ein Problem: Die Zufahrt zu dem Areal ist für Laster gesperrt, die Alternativroute führt über Kordel und durch ein Wasserschutzgebiet. Ein Lieferant braucht Ausnahmegenehmigungen - und vielleicht Polizeibegleitung.

Posse in Trier: Heizöltransporte nur mit Polizei-Eskorte?
Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Benjamin Heinemann lebt im Wohngebiet Hintere Heide in der Straße Zum Ehranger Wald. Er würde gerne Heizöl kaufen, doch sein Trierer Stammhändler will es ihm nicht liefern. "Er hat gesagt, dass er viele Anfragen Ehranger Kunden ablehnen muss", sagt Heinemann im Gespräch mit dem TV. "Einige Anwohner haben bereits leere Tanks, andere drohen leer zu laufen." Der Ehranger fordert kostenfreie Transportgenehmigungen und "ein abgestimmtes Vorgehen aller zuständigen Stellen".

Was ist los in der Ehranger Heide? Die lokale Heizölkrise, nach Heinemanns Worten ein "Höhepunkt des Totalversagens", basiert auf der weiterhin gesperrten Ortsdurchfahrt Ehrang (der TV berichtete mehrmals) und Bauarbeiten in der Zufahrtsstraße zum Wohngebiet. Die Ortsdurchfahrt sollte nach ursprünglichen Plänen der Stadt in diesen Tagen wieder frei werden, aber der aktuelle Zustand der Baustelle zeigt deutlich, dass es noch Wochen dauern wird. Trotz mehrfacher Nachfrage hat die Stadt dazu bisher keine Angaben gemacht.

Die Alternativroute zum Wohngebiet Heide führt über die Bundesstraße 422 zwischen Kordel (Verbandsgemeinde Trier-Land) und Ehrang. Diese durchquert ein Wasserschutzgebiet. Eine Heizölfirma aus Trier bestätigt das von Benjamin Heinemann geschilderte Problem. Der Chef will anonym bleiben, denn "der Ärger ist schon groß genug".
Der Profi erklärt die Lage: "Der Transport von Heizöl durch das Wasserschutzgebiet von Kordel nach Ehrang ist nur mit Sondergenehmigungen möglich." Zu den Kosten für diese Genehmigungen, rund 26 Euro pro Lieferung, komme eine Mengenbegrenzung von 5000 Liter pro Fahrt.

"Ich lege ganz einfach drauf, wenn ich mit einem nur zu einem Bruchteil gefüllten Fahrzeug den Riesenumweg über Kordel fahren soll", sagt der Händler. "Die Kunden wollen die Zusatzkosten, auch die Genehmigungsgebühren, natürlich nicht tragen." Außerdem werde seine Haftpflichtversicherung Unfälle und Schäden auf Fahrten durch ein Wasserschutzgebiet nicht übernehmen - ein enormes Risiko. Der Clou: Ein Heizöltransport durch ein Wasserschutzgebiet müsse der Polizei 24 Stunden vorher gemeldet werden. Diese würde den Laster dann durch das geschützte Areal begleiten.

Das Fazit des Händlers: "Ich würde die Kunden in Ehrang gerne beliefern, ohne auch nur einen Cent daran zu verdienen. Aber auf diese Weise mache ich Verluste, und zwar massiv." Das könnte sich ab sofort ändern, denn die Stellungnahmen der Stadt Trier und der Kreisverwaltung Trier-Saarburg klingen vielversprechend. Die Kreisverwaltung habe schon mehrfach Ausnahmegenehmigungen ausgestellt. Die Firmen müssen diese Genehmigungen beantragen, dürfen aber mit voller Auslastung durch das Wasserschutzgebiet fahren. "Es gibt keine Mengenbegrenzung", sagt Dieter Jacobs vom Presseamt der Stadt Trier auf Anfrage des TV.

Für den betroffenen Händler ist das ein Rätsel. "Vergangene Woche galt diese Beschränkung noch, ich habe sie schriftlich", betont er. Martina Bosch, Sprecherin der Kreisverwaltung, löst den Widerspruch auf: "Die Begrenzung auf 5000 Liter existiert, aber auch für diese erteilen wir Ausnahmegenehmigungen."

Und die Polizeieskorte? Sie kann tatsächlich zur Realität werden, bestätigt Uwe Konz, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Trier. "Ob und in welcher Form eine Polizeibegleitung erforderlich ist, hängt von dem Auflagenbescheid ab, der Teil der Ausnahmegenehmigung ist."Meinung

Verständlicher Ärger in Ehrang
Offenbar hat niemand vorausgesehen, dass die Kombination der gesperrten Ehranger Ortsdurchfahrt mit der Notwendigkeit, ein Wasserschutzgebiet durchqueren zu müssen, im Sommer die Lieferung von Heizöl blockieren könnte. Weit hergeholt? Unvorhersehbar? Von wegen. Bürokratische Kurzsichtigkeiten dieser Art können schnell zum Riesenproblem für die Betroffenen werden. Vollkommen absurd sind dann die Reaktionen und Lösungsansätze. Sondergenehmigungen, Ausnahmen, weitere Ausnahmen - welcher Händler und Kunde soll hier noch durchblicken? Der Ärger aller betroffenen Anwohner ist absolut berechtigt. Der Gipfel ist die Polizeibegleitung. Eine chronisch unterbesetzte und überlastete Behörde soll mit Heizöllastern durch ein Wasserschutzgebiet spazieren fahren. Das kann doch nur ein Witz sein. j.pistorius@volksfreund.de

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