Power-Frau ja, Quoten-Frau nein

TRIER-MITTE/GARTENFELD. Einfach sei es nicht immer gewesen, sich durchzusetzen, sagt Edith Centner-Wommer. Die 78-Jährige hat sich Jahrzehnte lang kommunalpolitisch und für den Schutz der Natur engagiert. Bis heute ist sie im Haus des Waldes im Weisshauswald sowie in vielen Gremien aktiv.

Eine Power-Frau, ja, mit diesem Ausdruck könne sie sich anfreunden. Die sei sie immer gewesen. Nicht immer hatte Edith Centner-Wommer ebene Wege vor sich. Als Frau und alleinerziehende Mutter musste sie sich privat und in ihren politischen Ämtern immer durchbeißen. 1969 trat sie in die SPD ein, wurde stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Trier-Mitte. Durch die Krankheit ihres Vorgängers rückte sie an die Spitze des Ortsvereins, den sie 20 Jahre leitete. Ihr ältester Sohn habe ihr damals Mut gemacht, mit ihm habe sie ihre Antrittsrede geübt. In ihr Amt sei sie hineingewachsen. 1974 bereits hatte Edith Centner-Wommer einen Sitz im Stadtrat inne. Dort vertrat sie ihren Stadtteil bis 1999 und arbeitete in verschiedenen Ausschüssen mit. Als Quoten-Frau habe sie sich aber in ihren Anfangsjahren nicht sehen wollen, obwohl sie ein gutes Beispiel für den erfolgreichen Kampf der Frauen um Unabhängigkeit und Gleichberechtigung abgab. Für sie war das Alltag. Ihre Erfahrung: Politik könne man nur gemeinsam machen. "Ich habe meine Aufgabe darin gesehen, etwas für die Menschen zu tun, denn der Mensch steht im Mittelpunkt", sagt Centner-Wommer. Auch ihr Engagement für den Schutz des Waldes habe große Bedeutung für die Stadt Trier, die Wasserwirtschaft und die Menschen, die in dieser Stadt leben. Begründet liegt die Wahl dieses Arbeitsgebietes in ihrere Kindheit. Denn Edith Centner-Wommer ist im Forsthaus in Himmerod aufgewachsen, mitten in der Natur. "Das war ein friedliches Aufwachsen. Waldsterben kannten wir damals nicht. Heute geraten Wälder immer mehr in Gefahr", sagt sie. Viele Umweltkatastrophen rührten nur daher, dass der Mensch Raubbau an der Natur betreibe. So setzte sich Edith Centner-Wommer vehement für den Erhalt des Weisshauses und des Weisshauswaldes ein, kämpfte für den Bau des Hauses des Waldes. Dort ist sie bis heute ehrenamtlich aktiv.Viele Ehrenämter halten sie fit

Als stellvertretende Ortsvorsteherin, Seniorenvertrauensfrau, Schöffin am Amtsgericht und Laienrichterin am Verwaltungsgericht und im Vorstand der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 plus findet die unermüdliche Kommunalpolitikerin weitere Betätigungsfelder. Gesunder Menschenverstand und Zuverlässigkeit seien bei all ihren Ehrenämtern gefragt, sagt sie. Sie bringe außerdem Lebenserfahrung und Verantwortungsgefühl mit. Viele ihrer Aufgaben setzten auch bei ihr noch einmal einen Lernprozess in Gang, denn "ich möchte nicht im Dornröschenschlaf liegen". So geht die rüstige Seniorin noch wandern - ob im Wald, in den Bergen oder im Wattenmeer - und besucht viele Vorstellungen im Theater ("Ohne Kultur würde die Menschheit verarmen"). Einer ihrer Enkel habe ihr gesagt: "Du bist für mich ein gutes Beispiel, wie man auch alt werden kann." Ein schönes Kompliment, das Edith Centner-Wommer darin bestärkt, sich noch lange nicht zur Ruhe zu setzen.

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