Problem Lehrstelle

TRIER. (red) Schülern helfen: Trierer Stadtvorstand diskutierte zusammen mit Hauptschulleitern. "Wir dürfen die Hauptschulen nicht allein lassen", zieht OB Helmut Schröer Bilanz.

Erneut hat sich der Stadtvorstand unter Leitung von OB Helmut Schröer mit der Situation der Hauptschulabgänger beschäftigt. Mit dabei waren auch die Trierer Hauptschulleiter, die mit einem offenen Brief auf die schwierige Situation ihrer Schulabgänger beim Erhalt einer Lehrstelle hingewiesen hatten. Auch die Vertreter der Kammern, der Arbeits-Agentur und der Arge, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Rheinland-Pfalz sowie der städtischen Jugendeinrichtungen brachten ihre Erfahrungen in die Debatte ein. Nach Darstellung des Rektors der Hauptschule Ehrang, Hans-Richard Günther, haben lediglich 53 von 279 Schulabgängern einen Ausbildungsplatz erhalten. Von den Übrigen würden viele zunächst zur Berufsfachschule wechseln und damit in eine Warteschleife eintreten, die sich, so die Auffassung der Experten, auf Dauer keineswegs als integrationsfördernd erweise. Peter Riedel, Referent für Grund- und Hauptschulen bei der Dienstaufsichtbehörde, bezifferte die nicht vermittelbaren Hauptschulabgänger auf rund zehn Prozent. Als Sprecher der Trierer Hauptschulleiter forderte Günther zur Lösung des Problems einen "gesellschaftspolitischen Pakt", da ansonsten "Dynamit für die Zukunft" drohe. Die Berufsberatung müsse ausgebaut und dürfe keineswegs zurückgefahren werden. Schließlich müssten auch für nicht vermittelbare Schulabsolventen in der Gesellschaft "Möglichkeiten für eine sinnvolle Teilhabe" geschaffen werden. Einigkeit gab es in der Runde darüber, dass die individuelle Beziehungsarbeit bei Problemfällen früher einsetzen müsse. Dabei blieb offen, wer die Kosten für eine intensivere Schulsozialarbeit übernehmen könne.Realismus bringt Abgänger weiter

Hans-Dieter Kaeswurm, Leiter der Agentur für Arbeit Trier, appellierte an Jugendliche und Eltern, freiwillig zu den Vermittlungsangeboten zu kommen. IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel riet den Schulabsolventen, sich mit realistischen Perspektiven zu bewerben und frühzeitig Kontakt mit Betrieben aufzunehmen. Ausbildungs-Experte Marcus Kleefisch bekräftigte, dass bei den schwer vermittelbaren Jugendlichen bei der Lehrstellensuche Wunsch und Wirklichkeit oft auseinander driften Für eine frühe intensive Berufsorientierung sprach sich HWK-Geschäftsführer Günther Behr aus. Die Sprecher des Palais e.V., Schmitt und Spitzley, unterstrichen, dass die Berufsorientierung sehr früh stattfinden müsse und sich die praktizierte Beziehungsarbeit im Rahmen des Jugendsofortprogramms und mit Scouts bewähre. "Wir dürfen die Hauptschulen in der schwierigen Situation nicht allein lassen", fasste OB Schröer seine Eindrücke zusammen.

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