Probleme öffentlich machen

TRIER. "Die Probleme von Kindern in Familien Suchtkranker müssen an die Öffentlichkeit", waren sich die Experten bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Die Situation von Kindern und Jugendlichen in Suchtfamilien" in der Volkshochschule einig.

Das Projekt "Lichtblick" des Trierer Kinderschutzbundes will betroffenen Mädchen und Jungen helfen, mit ihrer besonderen Situation zurechtzukommen. Das Ziel müsse sein, so früh wie möglich mit der Hilfe anzusetzen, um schwere Fehlentwicklungen zu verhindern, betonte Professor Wolfgang Rauh, Leiter der Pädiatrie im Trierer Mutterhaus, in der von TV -Redakteur Dieter Lintz geleiteten Diskussion. Eine schwere Sozialstörung aus der Kindheit bleibe nämlich in 90 Prozent der Fälle bestehen.Suchtbelastung lässt Kinder leiden

Fünf bis zehn Kinder kommen pro Jahr in der Region Trier zur Welt, die an der so genannten Alkohol-Embryoapathie leiden. Sie sind zu klein, haben häufig Herzfehler oder Nierenstörungen und sind in ihrer Entwicklung eingeschränkt. "Die betroffenen Kinder sind in psychologischer Hinsicht auffällig. Sie können entdeckt und ihnen kann geholfen werden", ergänzte Professor Michael Klein, der an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen den Forschungsschwerpunkt Sucht betreut. "Die Wahrscheinlichkeit, dass ein auffälliges Kind aus einer suchtbelasteten Familie kommt, ist astronomisch hoch."Laut Statistik leben in Deutschland 2,65 Millionen Kinder unter 18 Jahren in einer Familie, in der ein Elternteil suchtkrank ist. In der Region Trier sind es unter Berücksichtigung der Dunkelziffer etwa 5000. Dabei stellen suchtkranke Alleinerziehende ein besonders schwerwiegendes Problem dar. Während bei Elternpaaren, von denen nur einer der beiden suchtkrank ist, der andere Ausgleichsfunktionen übernehmen kann, schlüpfen die Kinder Alleinerziehender fast komplett in die Rolle des Erwachsenen. "Die betroffenen Kinder leiden unter wahnsinnigen Ängsten. Aus dieser Situation müssen sie herausgeholt werden. Sie müssen andere Familien und normale Beziehungen kennenlernen", forderte Diplom-Pädagogin Irene Metzger, die im Adaptionshaus in Koblenz täglich mit Suchtkranken arbeitet. Die Hälfte ihrer Patienten seien Kinder.Eines der wichtigsten Ziele des Projekts "Lichtblick" ist, den Kindern ein Stück Kindheit zurückzugeben, ihnen Freizeitangebote und ein Refugium zum Rückzug zu schaffen. "Die Kinder sind froh, wenn sie sich in einem Kreis Gleichbetroffener austauschen können", weiß Claudia Quinten, Diplom-Psychologin in den Dauner Kliniken aus ihrer Erfahrung. "Die Kinder müssen nicht therapiert werden. Die Therapie ergibt sich aus der Gemeinschaft mit den anderen betroffenen Kindern", ergänzte Elke Boné, Initiatorin des Projekts "Lichtblick" und zweite Vorsitzende des Trierer Kinderschutzbundes.In der Frage der Notwendigkeit eines Angebots wie das von "Lichtblick" sind die Experten sich einig. "Angebote für Kinder aus Familien Suchtkranker sind dringend erforderlich", fasste Claudia Quinten zusammen.Idealfall wäre ein Haus für Notfälle

Strukturelle und politische Probleme machen es bisher schwierig, den Kindern zu helfen. "In Zeiten enger Budgets sind nur noch Hilfen in Akutsituationen von öffentlichen Mitteln abgedeckt", bedauerte Hans Schmitt, Amtsleiter des Kreisjugendamtes, das sich bei seiner Arbeit eng in den Grenzen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes halten muss. "Dieses Gesetz wiederum geht aber von intakten Familien aus. An suchtkranke Eltern haben die Gesetzesväter einfach nicht gedacht", erläuterte Michael Klein. Das "Lichtblick"-Konzept sieht eine Anlaufstelle für rund 30 Kinder vor. Im Idealfall soll es ein Haus geben, in dem Kinder in Notfällen untergebracht werden können.Das Projekt und sein Umfang steht und fällt mit den zur Verfügung stehenden Geldern. Deshalb freuen sich die Initiatoren über jede Spende unter dem Stichwort "Lichtblick" auf das Konto 132 282 bei der Sparkasse Trier.Nähere Informationen zum Projekt gibt es beim Trierer Kinderschutzbund unter der Rufnummer 0651/9911300 oder www.kinderschutzbund-trier.de

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