Professoren als Popstars

TRIER. (kbb) Jura ist theoretisch, und es ist trocken. Jura ist einfach nicht hip – wer Rechtswissenschaften studiert, muss sich diesem gesellschaftlich etablierten Vorurteil wohl oder übel stellen. Doch das soll sich ändern: Bereits zum zweiten Mal beweisen die Trierer Juristen, dass ihr Fachgebiet mehr zu bieten hat, als in dicken roten Büchern zu wälzen.

Wie lange dauert eine juristische Sekunde? Kann man im Schlaf einen Vertrag abschließen? Und kann Schadenersatz für die an Weiberfastnacht abgeschnittene Krawatte eingeklagt werden? Diese Fragen begegnen dem gemeinen Jurastudenten in dieser Form nicht wirklich. Anders jedoch bei der "Langen Nacht der Juristen" an der Universität Trier. "Der Erlös kommt der Universitätsbibliothek zugute und soll in die Anschaffung neuer Fachliteratur investiert werden", sagt Torben Steinhauer von der Fachschaft Jura, die die Veranstaltung organisiert. Und im Zuge dessen haben auch die Professoren nicht an Ideen gespart, ihr Fach auch den Studierenden aus anderen Fachbereichen nahe zu bringen. So beschäftigte sich Gregor Bachmann mit der "Zeit im Recht" und der Frage "Wie lange dauert eine juristische Sekunde?" Professor Thomas Raab analysiert Lotterieverträge im Altertum anhand eines Asterix-Heftes. "Die erste Nacht der Juristen war ein voller Erfolg", sagt Christian Bertrand, ebenfalls von der Fachschaft Jura, "wir hoffen, das dieses Jahr fortführen zu können." Und in der Tat können sich die Organisatoren nicht über mangelndes Interesse beklagen. Etwa 400 Studierende sind gekommen. Professor Diederich Eckart referiert indes über die "Einführung ins Hunderecht" - und ob es juristisch möglich ist, den Kaufpreis eines Hundes bei "vorheriger Ingebrauchnahme, also nicht mehr im Neuzustand befindlich" zu mindern. Oder ob es ein geregeltes Besuchsrecht geben kann, wenn Hundeherrchen und -frauchen sich trennen. "Die Veranstaltung ist superlustig und interessant", sagt eine Studentin. Als "Juristisches, humorvoll gestaltet" lobt ein Kommilitone die Vortragsreihe. Ein "Überraschungsfilm" beendet die sprichwörtlich "Lange Nacht der Juristen" - gezeigt wird "Im Auftrag des Teufels" mit Al Pacino und Keanu Reeves, ein juristischer Standardfilm über einen Rechtsanwalt, der in einer New Yorker Großkanzlei erst von geheimnisvollen Verstrickungen erfährt, als es zu spät scheint.

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