Projekt freundliche Übernahme

TRIER. In die festgefahrenen Fronten um den Verkauf des FWG-Weinguts kommt Bewegung. Neun ehemalige Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums haben sich zu einem Verein zusammengeschlossen und dem verkaufswilligen Land Rheinland-Pfalz ein Übernahme-Angebot gemacht.

"Wir wollen der Schule, von der wir so viel profitiert haben, etwas zurückgeben". So umreißt Uwe Press, Chefarzt im Trierer Brüderkrankenhaus, die Motivation der Gruppe "Pro Weingut". Es gehe darum, "den sozialen Stellenwert des FWG zu erhalten". Dass der besondere Stellenwert der Schule eng mit dem Weingut verknüpft ist, glaubt auch Press-Mitstreiter Axel Christmann. "Ein FWG ohne Weingut ist nicht mehr das FWG", glaubt der Architekt, der zurzeit in Trier am "Turm Luxemburg" für die Gartenschau baut. Schon seit langem habe man im Kreis der Ehemaligen über die Verkaufspläne diskutiert, jetzt, kurz vor Toresschluss, habe man sich entschlossen zu handeln. Die Schlachtordnung um die FWG-Weingüter ist unübersichtlich. Sie gehören einer Stiftung, die das Traditions-Gymnasium fördern soll. Weil der Betrieb aber seit langem defizitär ist, will das Land Rheinland-Pfalz, das die Stiftung dominiert, die Weingüter verkaufen. Weil potenzielle Übernehmer wirtschaftlich scharf kalkulieren müssen, droht eine Zerschlagung: einträgliche Lagen, so genannte Filetstücke, könnten weiter betrieben werden, andere Bereiche würden dann wohl weiter verkauft oder stillgelegt. So oder so: Die Verbindung zwischen der Schule und den Weingütern würde unweigerlich abreißen. Gegen diese Perspektive gingen Schüler und Lehrer vor Jahresfrist auf die Straße. Auch die Stadt Trier machte deutlich, dass sie sich mit dieser Entwicklung nicht anfreunden will. Seither liefen hinter den Kulissen vielerlei Bemühungen um eine "Trierer Lösung", zum Beispiel eine Übernahme durch die Vereinigten Hospitien. Doch allzu erfolgreich war man nicht. "Wir sind nicht recht weiter gekommen", sagt Oberbürgermeister Helmut Schröer, trotz "laufender Kontakte mit dem Mainzer Wirtschaftsministerium". In den nächsten Tagen steht erneut ein Gespräch mit dem zuständigen Staatssekretär an - eine Lösung war aber bis dato nicht in Sicht. Das Problem ist der Übernahme-Preis, glaubt Schröer: "Das Land hat zwei Millionen Euro im Haushalt eingeplant, und daran beißen sich alle Überlegungen." Dass die Initiative der Ehemaligen nun dafür sorgt, dass die Karten neu gemischt werden, freut den OB. "Politisch wäre das die ideale Lösung", und Schröer kann sich sogar nach einer Übernahme eine spätere Kooperation mit den Hospitien vorstellen. "Ich helfe gerne mit, wenn das funktioniert". Wie das funktionieren soll, wenn eine Gruppe von fachfremden Notaren, Ärzten und Architekten ein Weingut übernimmt, muss auch Uwe Press öfter beantworten. Man habe externen Sachverstand hinzugezogen, berichtet er. Ein renommierter Professor von der Weinbauschule Germersheim habe das FWG-Weingut unter die Lupe genommen und befunden, dass es mit bestimmten strukturellen Veränderungen durchaus profitabel betrieben werden könnte. Mainz zeigt sich gesprächsbereit

"Wir hätten privatwirtschaftlich ganz andere Möglichkeiten als bei der jetzigen öffentlich-rechtlichen Konstruktion", prognostiziert Axel Christmann. Um die Übernahme umsetzen zu können, sollen Verein und Stiftung eine gemeinsame GmbH&Co. KG gründen. Als Kommanditisten hofft man auf viele Ehemalige - ein unverbindlicher Aufruf in einer Ehemaligen-Zeitung habe "etliche Rückmeldungen" ergeben. Die möglichen neuen Betreiber sind erkennbar um ein spannungsfreies Verhältnis zu Mainz bemüht. Auch im Hause von Minister Bauckhage demonstriert man Gesprächsbereitschaft. "Es gebe weder Frist noch Zeitdruck", betont Pressesprecher Jörg Wagner. Auch OB Schröers Vermutung, es gebe einen festen Mindestverkaufspreis, stellt Wagner in Abrede. Die Entscheidung werde sich "im Kriteriendreieck Traditionspflege-Haushaltszwänge-Arbeitsplätze abspielen". Ob dabei das unkonventionelle Angebot der Ehemaligen zum Tragen kommt, weiß im Moment niemand.

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