"Prosit, Bildung!" - Einer der profiliertesten Theologen Deutschlands referiert in Trier

Trier · Chancengleichheit und Wertevermittlung fordert Wolfgang Huber, ehemaliger Chef der Evangelischen Kirche Deutschlands, vom Bildungssystem. Beim Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises Trier in der Basilika sprach er darüber, was die heutige Welt von der Reformation als Bildungsbewegung lernen kann.

"Prosit, Bildung!" - Einer der profiliertesten Theologen Deutschlands referiert in Trier
Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"

Trier. Wolfgang Huber ist eine der markantesten Persönlichkeiten der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). Lange Jahre war er Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg und EKD-Chef. Bekannt ist er unter anderem dafür, dass er seine Stimme bei den großen Fragen erhebt und für seine leidenschaftlichen Predigten.

Nach Grußworten von staatlicher und kirchlicher Seite unter anderem von Superintendent Jörg Weber lauschten die rund 500 Gäste gebannt den Worten des Theologen. Thema: "Die Reformation als Bildungsbewegung vor 500 Jahren - Eine Herausforderung für die heutige Welt". Ebenso leidenschaftlich wie er predigt, plädierte der Ethiker in der Basilika für Chancengleichheit und Wertevermittlung des Bildungssystems.

"Prosit, Bildung - dies soll das Leitwort des heutigen Tages sein", sagte der Ex-EKD-Chef zu Beginn seines Vortrags - passend zum Anlass, dem Neujahrsemfang des Evangelischen Kirchenkreises Trier, traditionell zum Beginn eines neuen Schuljahres. Was macht die Reformation zu einer Bildungsbewegung? Unter anderem diese Frage beantwortete Huber. "Mit der Reformation ging die Neuentdeckung der Bildung Hand in Hand", zitierte der Theologie-Professor die Historikerin Irene Dingel. Luther habe den christlichen Adel zu einer entscheidenden Bildungsreform aufgerufen. "Besonders wichtig war aber die Absage an einen ständisch orientierten Zugang zur Bildung." Und weiter: "Der entscheidende Maßstab für Bildung ist Gerechtigkeit."

Heute, 500 Jahre später, kann laut Ex-EKD-Chef die "inspirierende Kraft der Reformation" Orientierung geben: Die EKD und ihre Gliedkirchen hätten ein Bildungskonzept entwickelt, das an diese Impulse, wie Bildung für alle, anknüpfe. Bildung bedeutet Huber zufolge aber mehr als reine Wissensvermittlung und findet von Geburt an statt. "Die Vermittlung von Wissen und die Vermittlung von Verantwortungsbewusstsein gehören im Bildungsverständnis zusammen", sagte der Ex-Bischof. Er betonte, trotz allem sei eine Verantwortungselite nicht verzichtbar. Es sei zu begrüßen, wenn Schulen wie das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Schweich ein Profil hätten, welches Schüler motiviere, besondere Anstrengungen zu übernehmen. "Die Türen dieser Verantwortungselite sind für alle offen und müssen es auch sein", sagte der Theologie-Professor.Extra

Heute widmet sich Wolfgang Huber vor allem der Wertevermittlung in Wirtschaft und Gesellschaft. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wirtschaftsethik, Bildung und Bioethik. Er arbeitet als Publizist und Theologie-Professor an der Berliner Humboldt-Universität, in Heidelberg und im südafrikanischen Stellenbosch. kat

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