Provisorium statt Nachhaltigkeit

Obwohl Mainz eine Bezuschussung aus "wirtschaftlichen Gründen" ablehnt, hat sich der Bauausschuss für die bloße Instandsetzung der Aulbrücke ausgesprochen. Das eigentliche Ziel - Neubau von Brücke und Straße - soll trotz 640 000 Euro teurer Interims-Lösung weiter verfolgt werden.

 Sanieren oder abreißen? Die Zukunft der Aulbrücke entscheidet sich im März. TV-Foto: Hans Krämer

Sanieren oder abreißen? Die Zukunft der Aulbrücke entscheidet sich im März. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Seit Simone Kaes-Torchiani Dezernentin ist, hat der Bauausschuss nicht mehr so kontrovers und lange diskutiert wie am vergangenen Donnerstag. Die Debatte, ob die marode Brücke in der Aulstraße lediglich saniert oder inklusive der Aulstraße neu gebaut werden soll, fand dabei wieder einmal hinter verschlossenen Türen statt: Obwohl CDU und Grüne im Vorfeld dafür eingetreten waren, das Thema künftig öffentlich zu diskutieren, hatte es die Verwaltung nicht geschafft, es im öffentlichen Sitzungsteil unterzubringen. Zwei Alternativen zur Auswahl

Zwei Alternativen standen dem Ausschuss zur Auswahl: Erstens der Neubau der Aulbrücke für insgesamt 2,53 Millionen Euro plus Neutrassierung der Aulstraße für 1,16 Millionen. Bei der insgesamt 3,63 Millionen teuren Komplett-Lösung könne Trier mit einer 70-prozentigen Förderung durch das Land rechnen, heißt es in den Unterlagen. Für den Neubau von Straße und Brücke blieben bei der Stadt also rund 1,9 Millionen hängen. Wesentlich günstiger - zumindest auf den ersten Blick - erscheint die Erneuerung des Brücken-Überbaus, der laut Stadtratsvorlage rund 638 000 Euro kosten soll. Noch Mitte Januar rechnete Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani auch für diese Variante mit einem 60-Prozent-Zuschuss aus Mainz. Nach einem Besuch im Verkehrsministerium am 30. Januar war damit allerdings Essig: "Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit" sei die bloße Brücken-Erneuerung nicht förderfähig, erklärte das Land den verdutzten Trierern. Der Bauausschuss entschied sich - gegen die Stimmen von Grünen und SPD - trotzdem für die vom Land kritisierte Sanierung. "Die Ansage aus Mainz ist keine Beurteilung der Qualität unserer Entscheidung", argumentiert CDU-Chef Berti Adams. "Das Land will sich lediglich mal wieder aus der finanziellen Verantwortung stehlen." Auch Manfred Maximini sieht kein Problem, die Brücke erstmal instand zu setzen, um dann den Neubau in Ruhe weiterplanen zu können. "Wir wollten eine schnellstmögliche Lösung", erklärt der UBM-Chef. Bis 2014 könnte dann laut Maximini die Finanzierung und Planung für den Brücken-Neubau stehen - dass dann für eine fünfjährige Zwischenlösung 640 000 Euro ausgegeben worden wären, sei akzeptabel.SPD und Grüne sehen das offenbar anders: "Das ist rausgeworfenes Geld", ärgert sich Dominik Heinrich (Grüne). "Sie können nicht etwas finanzieren, das nur begrenzt haltbar ist!" Sinnvoller sei es, direkt den Neubau anzustreben. "Das Geld dafür müsste an anderer Stelle gestrichen werden - zum Beispiel für den Handwerkerpark oder dem Ausbau von Metternich- oder Herzogenbuscher Straße, in den sauren Apfel müssten wir dann beißen."Rainer Lehnart (SPD) kritisiert, dass der Entschluss vorschnell gefallen sei. "Leider hat die Dezernentin uns keinen Vorschlag gemacht, wie wir den Neubau finanzieren könnten", kritisiert Lehnart. "Mit dem Provisorium lösen wir die Probleme in der Aulstraße jedenfalls nicht - Straße und Brücke bleiben weiterhin zu schmal für Geh- und Radwege." Meinung Biss in sauren Apfel bleibt Zugegeben: Der schnelle Neubau von Aulbrücke und -straße würde Schmerzen bereiten: Irgendwo müssten die 1,9 Millionen Euro dafür eingespart werden. Dafür wäre das Problem Aulstraße dauerhaft gelöst. Die Zwischenlösung zu bauen und gleichzeitig den Neubau zu wollen ist alles andere als nachhaltig. Außerdem bleibt auch bei der Interimslösung der Biss in den sauren Apfel nicht aus: Fußgänger müssen sich weiterhin auf einem super-schmalen Gehweg drängen. Platz für Radwege und Voraussetzungen für eine Regionalbahn-Haltestelle werden ebenfalls nicht geschaffen. Dass Mainz die Zwischenlösung auch deswegen als unwirtschaftlich abkanzelt, sollte dem Stadtrat, der in seiner nächsten Sitzung die endgültige Entscheidung trifft, zu Denken geben. Denn besteht erst einmal das Provisorium, könnte Mainz in einigen Jahren auch den Brückenneubau als "unwirtschaftlich" abwehren - und damit die von allen gewünschte Komplett-Lösung auf ewig unbezahlbar machen. c.wolff@volksfreund.de

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