Prozess um getötete Laura-Marie: Bildsequenzen einer Jugend, die brutal beendet wurde

Trier · Eine blutige Fußballjacke, Rauch zur falschen Zeit, Sexbilder und eine Warnung. Mit Hilfe von Zeugen lässt das Landgericht Trier die Ereignisse rund um den Tod der 16-jährigen Laura-Marie Revue passieren. Der Angeklagte soll schon früher versucht haben, ein Mädchen zu vergewaltigen.

 Kurz nach dem Verbrechen im März dieses Jahres haben Menschen für die getötete 16-jährige Schülerin Laura-Marie am Tatort in Trier-Nord ein Herz aus Kerzen sowie zahllose Blumen aufgestellt. TV-Foto: Archiv/Katharina Hammermann

Kurz nach dem Verbrechen im März dieses Jahres haben Menschen für die getötete 16-jährige Schülerin Laura-Marie am Tatort in Trier-Nord ein Herz aus Kerzen sowie zahllose Blumen aufgestellt. TV-Foto: Archiv/Katharina Hammermann

Foto: (h_st )

Es sind Realitätsfetzen einer Jugend, die - hätte Laura-Marie weitergelebt - wohl schon zwei Tage später bedeutungslos gewesen wären: Textnachrichten voller Smileys und Herzchen, grüner Schnaps für ein Trinkspiel, Anrufe, Küsse, erotische Bilder. Doch wurde die 16-jährige Schülerin am Freitag, 13. März, brutal getötet. Und so spielt alles, was vor und nach der Tat geschah, plötzlich eine Rolle. Immer wieder lässt die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz jene Bilder vor dem Trierer Landgericht mit Hilfe von Zeugen Revue passieren .

Der 25-jährige Mann, der das Mädchen nach einem gescheiterten Vergewaltigungsversuch erstochen haben soll, lauscht blass und aufmerksam, ebenso wie die von Schmerz gezeichneten Eltern und das Publikum.

Im Groben ähneln sich die Aussagen über jenen Freitagabend: Laura-Marie, die von allen als lieb und lustig beschrieben wird, verbrachte ihn bei ihrem "ABF" - allerbesten Freund. Gemeinsam mit ihrem mutmaßlichen Mörder spielten sie Asse ziehen: Wer ein Ass zieht, muss Schnaps trinken.

Mit dabei waren zwei junge Männer, die nüchtern blieben. Einer ist am Dienstag als Zeuge geladen. Die rote Kappe im Schoß, die in weißen Turnschuhen steckenden Füße weit von sich gestreckt, hängt er im Zeugenstuhl. Es ist das dritte Mal, dass man ihn befragt. Und zum dritten Mal sind seine Aussagen in Bezug auf Details - wie die Zahl der Schnapsflaschen - widersprüchlich. Woran er sich gut erinnert, ist, dass er ein ungutes Gefühl hatte, das Mädchen bei dem Angeklagten zu lassen. Denn seine Ex-Freundin habe ihm berichtet, dass der Mann im Keller des Wohnhauses in Trier-Nord mal versucht habe, sie zu vergewaltigen.

Der Zeuge schrieb Laura-Marie daher an jenem Freitag noch eine Warnung. Sie solle wegen S. gut auf sich aufpassen. Sie schrieb zurück: "Ja, mache ich (Smiley, Herzchen)". Zeichen, die - wie die Richterin feststellt - in der jugendlichen Kommunikation nicht viel zu bedeuten haben. Obwohl er sie mal geküsst hatte, war der Zeuge nur ein Freund der 16-Jährigen. Dass die Polizei nicht sofort von seiner Handy-Nachricht erfuhr, lag daran, dass er "Sexbilder" des Mädchens auf dem Gerät gespeichert hatte, die er nicht offenbaren wollte.

Genau über diese Bilder möchte Verteidiger Thomas Julien mehr wissen. Will er so Laura-Maries Sexualleben in den Vordergrund rücken? Seine Strategie, Vorwürfe gegen die Polizei zu erheben, weil sie "unter einem billigen Vorwand" mit seinem Mandanten gesprochen hätte, war zuvor ins Leere gelaufen. Die Beamten hatten den Angeklagten besucht, um ihm die Vernehmung erneut vorzulegen. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei ist dies üblich.

Am dritten Prozesstag werden auch Polizisten gehört. Sie waren dabei, als die blutverschmierte Sportjacke des Angeklagten aus einem Altkleidercontainer geborgen wurde. Eine junge Beamtin nahm den Anruf eines Zeugen entgegen, der nicht erst abends, sondern bereits am Samstagmorgen Rauch am Tatort gesehen hatte - weshalb man nun davon ausgeht, dass der Angeklagte die Leiche zwei Mal anzündete. Oder sie waren Zeugen, als am Tatort und in der Wohnung des Mannes ein Seil gefunden wurde, das er dort deponiert haben soll, um das Mädchen zu fesseln und zu vergewaltigen. Der Prozess wird am 5. Oktober fortgesetzt.

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