Prozess wegen Vergewaltigung: Zeugen geben unterschiedliche Bilder des Angeklagten wieder

Trier · Mit mehreren Zeugenvernehmungen ist der Prozess gegen einen 51-jährigen Trierer heute fortgesetzt worden. Er steht im Verdacht, seine damalige Frau mit einer Waffe oder einer täuschend echt aussehenden Attrappe zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben. Neben Familienmitgliedern der Frau wurde unter anderem deren Ärztin vernommen.

Die Aussagen der Zeugen am heutigen zweiten Prozesstag vor der dritten Großen Strafkammer des Landgerichts Trier beschreiben den Angeklagten auf zwei völlig unterschiedliche Arten. Dem 51-Jährigen wird vorgeworfen, dass er seine damalige Frau zweimal mit einer Waffe oder einer täuschend echt aussehenden Attrappe zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben soll.

Mehrere Familienmitglieder seiner Ex-Frau glauben ihren Aussagen zufolge nicht an die Schuld des Mannes. Vielmehr beschreiben Bruder, Schwester, Schwägerin, Schwager und ein Neffe der Frau den Angeklagten als einen Mann, der zu Hause "nichts zu sagen gehabt hat". "Der Chef gegenüber ihrem Mann" sei das mutmaßliche Opfer gewesen, sagt die Schwester der Frau. Zudem sagt sie aus, dass die mutmaßlich Geschädigte "zu viel lügt" und dass deshalb der Kontakt über einen langen Zeitraum hinweg abgebrochen war. "Wenn die auf den Tisch geschlagen hat, dann haben alle pariert", sagt später die Schwägerin.

Ärztin: Angst und Gewalt

Und auch deren Mann und der Neffe stützen die Aussage der beiden Frauen weitgehend. Beide sollen jeweils auch, so ihre Aussagen, von dem mutmaßlichen Opfer Geld geboten bekommen haben, wenn sie den Angeklagten "mal dazwischen holen". Ihren Bruder habe die Frau nach dessen Herz-Operation deswegen noch im Krankenhaus angesprochen, den Neffen habe sie laut dessen Aussage getroffen, als beide zufällig im gleichen Dorf Schrott eingesammelt haben.

Den Worten der Familie stehen an diesem Tag die Aussagen der Ärztin des mutmaßlichen Opfers und einer Richterin gegenüber, die die Frau in einem anderen Fall per Video vernommen hatte. In der Vernehmung hatte die Frau von den heute angeklagten Fällen erzählt, woraufhin die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben hat.

Beide, Richterin und Ärztin, sagen aus, dass das mutmaßliche Opfer aus ihrer Sicht verängstigt gewesen sei. Die Hausärztin geht noch einen Schritt weiter, sagt aus, dass ihre Patientin in den circa 20 Jahren, die sie bei ihr behandelt werde, mehrfach von körperlichen Übergriffen ihres damaligen Mannes erzählt habe und auch dementsprechende Verletzungen wie eine Schädelprellung und Hämatome gehabt habe. Zudem habe sie den Eindruck gehabt, dass ihre Patientin wegen der Familiensituation überlastet gewesen sei und auch von Fällen sexueller Nötigung erzählt habe.
Die Beweisaufnahme soll am nächsten Verhandlungstag am Montag, 27. April, ab 9 Uhr geschlossen werden. Neben dem mutmaßlichen Opfer, das als Nebenklägerin auftritt, werden unter anderem drei weitere Zeugen vernommen und eine Gutachterin gehört.

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