Pünktlichkeit, Fleiß und Disziplin

TRIER. Die Schüler Union (SU) hat bei ihrem Landestag in Trier einen neuen Landesvorstand gewählt. Die Union fordert verpflichtende Praktika an Schulen.

Einst trat die Schüler Union als politische Schülerorganisation gegen die linke Schülerrevolte der 70er-Jahre auf den Plan. Wer sich heute zur Schüler Union bekennt, ist zwischen 14 und 19 Jahre alt und hat klare Vorstellungen, wie das Bildungssystem in Deutschland reformiert werden muss. Aus ganz Rheinland-Pfalz schickte die Schüler Union 36 Delegierte nach Trier zum "Parteitag", um den Landesvorstand neu zu wählen. An dem Landestag nahmen 50 Personen teil. "Mir ist nicht egal, was in Deutschland passiert. Arbeitslosigkeit, Bildungsmisere und Wirtschaftskrise beschäftigen mich", begründet Helen Schuster (16) aus Anhausen bei Neuwied ihre Motivation, in der Schüler Union Politik zu machen. "Wir sind die Generation von morgen und mir ist nicht egal, wie unsere Politik in Zukunft aussieht." Sie ist sich sicher, dass die Diskussion der Schüler Union an die CDU-Spitze weitergeleitet wird. Politik ist auch für Fabian Frank (19) aus Lahnstein nicht unattraktiv. "Ich halte es nicht aus, daheim auf der Couch mit anzuschauen, wie in dem Land, in dem ich noch lange leben will, falsche Sachen auf den Weg gebracht werden." Doch ohne Vorbilder aus der Elterngeneration geht es auch für die politischen Jungspunde nicht. Als der CDU-Landesvorsitzende Christoph Böhr nach seinem umjubelten Einmarsch an das mit der Deutschlandfahne geschmückte Rednerpult tritt, lassen vier Schüler Unionler ihre Bierflaschen unter den Tischen verschwinden, ein anderer zückt sein Fotohandy. Als "hirnverbrannten Unsinn" bezeichnete es Böhr, auf Noten zu verzichten. Es sei eine "dümmliche Ideologie der 68er" zu meinen, Benotung sei unmenschlich. Seine Forderung, mehr in Bildung zu investieren und Eliteförderung in jeder Schule durchzuführen, stieß auf große Zustimmung. "Damit Deutschland wieder vorwärts kommt" wünschte sich ein Delegierter, dass der Leistungsgedanke in Schulen und Gesellschaft wieder fester verankert werde. Ein weiterer Schüler beschäftigte sich mit der Frage, wie die alten Werte Pünktlichkeit, Fleiß und Disziplin in die Schule zu bringen seien. In einem neuen Positionspapier fordert die Schüler Union Rheinland-Pfalz verpflichtende Praktika an rheinland-pfälzischen Schulen. Neben Berufspraktika sollen nach Vorstellungen der SU alle Schüler zu Sozialpraktika in karitativen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Altenheimen verpflichtet werden. Einen Ausweg aus den Missständen im Bildungswesen sieht die SU in Reformen des Schulsystems, die darauf zielen, die schulischen Anforderungen zu erhöhen. Durch verstärkten Nachmittagsunterricht soll in kürzerer Zeit das Gleiche gelernt werden und die Schulzeit verkürzt werden. Als Voraussetzung für das Lehramtsstudium fordert die SU "detaillierte Prüfungen der pädagogischen Fähigkeiten". Der Bundesvorsitzende der SU bezeichnete Helmut Kohl als "den einzig wahren Kanzler" und verurteilte es, das Lebenswerk Kohl zu kriminalisieren. Der neue Landesvorstand: Tobias Ody, Rhein-Lahn (Landesvorsitzender), Christine Huber, Mainz (stellvertretende Landesvorsitzende), Daniel Hagen, Daun (stellvertretender Landesvorsitzender), Peter Ropertz, Ahrweiler (Beisitzer), Matthias Mühlen, Rhein-Lahn (Beisitzer), Simon Stützel, Neuwied (Beisitzer), Torsten Wollscheid, Trier (Beisitzer).

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