Puppe, Rad und Skianzug

TRIER. Wohl jeder verknüpft mit Heiligabend bestimmte Erinnerungen an Geschenke und Überraschungen, in positiver wie negativer Sicht. Manche Geschenke begleiten einen - liebevoll gepflegt - ein ganzes Leben. Andere werden möglichst noch am selben Abend unauffällig "entsorgt". Der Trierische Volksfreund hat sich rechtzeitig zum Fest umgehört und Menschen nach ihren ganz persönlichen Geschichten befragt.

Mit ganz einfachen Mitteln machten ihre Eltern sie und die fünf Geschwister vor Jahrzehnten zu Weihnachten glücklich, erinnert sich Anna-Ilse Konsbrück. Der Vater brachte ein Spankörbchen, in das eigentlich im Lebensmittelladen Obst gelagert worden war, von der Arbeit mit nach Hause.Strickkunst der Tante

Extra ausgeschlagen, wurde in das Körbchen jedes Jahr eine Puppe gelegt. Es war immer die selbe, die allerdings dank der Strickkunst der Tante alljährlich neu eingekleidet wurde. "So dachten wir immer, dass uns eine neue Puppe geschenkt wurde", meint die Triererin, die trotz damaliger bescheidener Verhältnisse eine schöne Erinnerung an Weihnachten hat. Das Körbchen wurde nach Weihnachten allerdings mit etwas anderem gefüllt: mit Socken, deren Löcher von den Kindern gestopft werden mussten.Bis heute begleitet eine Puppe, die ihr als Siebenjährige geschenkt wurde, das Leben von Ursula Lang. Vor 53 Jahren bekam sie eine Schildkröt-Puppe zu Weihnachten. "Ich war vollkommen überrascht", weiß die Frau. "Das Jahr 1950 war noch eine schwere Zeit." Ursula Langs Mutter staffierte vor 20 Jahren die Puppe mit neuer Kleidung aus, nähte Mütze und Hose. Heute hat die Puppe ihren Platz im heimischen Kinderzimmer - und der vierjährige Enkelsohn spielt begeistert mit ihr. Ursula Lang sind auch die Teller mit Süßigkeiten in lebhafter Erinnerung geblieben, die es an Heiligabend gab. Datteln, Nüsse, Feigen und Orangen waren damals besondere Leckereien. "Heute ist das ja nichts Besonderes mehr."Den Geschmacksnerv verfehlt

Ein Erlebnis fast traumatischer Art scheint Donatus Wisser als Zehnjähriger gehabt zu haben. Zu Weihnachten schenkte ihm seine Mutter einen Skianzug, der durchgehend mit blau-grünen Längsstreifen gemustert war und damit den Geschmacksnerv des skibegeisterten Jungen vollkommen verfehlte. "Die Mutter war stolz auf das französische Produkt, das richtig Geld gekostet hatte. Ich aber traute mich tagelang nicht, Ski zu fahren. Das war eine richtige Strafe", erzählt Wisser, der damals im Schwarzwald lebte und täglich auf die Piste ging.Auch Cornelius Sommer konnte sich als Kind wohl nicht über die praktischen Geschenke wie warme Unterhosen und Strümpfe freuen. War er dann enttäuscht an Heiligabend? "Och, ich wusste das ja schon vorher", zeigt sich der Trierer schicksalsergeben.Anders hat seine Frau das Weihnachtsfest erlebt. Einmal bekam sie eine Puppe geschenkt, die nicht nur "Mama", sondern "Mami" sagen konnte. "Von dieser Besonderheit war meine Mutter selbst so begeistert, dass sie schon vor Weihnachten die Puppe immer versteckt Laut geben ließ und mich so auf die Folter spannte", erinnert sie sich lachend.Mit der Eisenbahn spielt der Papa

Auch bei Andrea Kluge wurde die Aufregung über das Geschenk von Beschenkten und Schenkenden gleichermaßen geteilt. Mit einem "wunderschönen gelben Klappfahrrad" wurde sie Heiligabend überrascht. Die Verblüffung des Kindes über die gelungene Überraschung wollte ihre Mutter fotografisch festhalten. Da der Blitz nicht funktionierte, musste die Szene authentisch nachgespielt werden.Richard Kluge fallen - wie etlichen anderen befragten Männern - auf die Schnelle keine Erinnerungen an Weihnachten ein. Erst nach längerem Sinnieren nennt er die Eisenbahn, die ihm als Kind geschenkt wurde. "Mit der hat aber meistens mein Vater gespielt."Anette Schultze aus Trier freut sich am meisten über selbst gebastelte Fensterbilder ihrer drei Kinder. Um diese auch richtig zur Geltung zu bringen, schmückt sie damit stets zur Weihnachtszeit die Wohnung.

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