Purzelnde Prinzessin

TRIER. Hiobsbotschaft für die Trierer Narrenzunft: Ohne seine Lieblichkeit, Prinzessin Gabi I. vom Rostijen Hoaken, musste am Wochenende Prinz Niki I. vom Ur-Pils seine närrischen Termine absolvieren. "Die Prinzessin hat die Freck", lautete die halb offizielle Entschuldigung. Die allerdings war gelogen.

Wer in Trier zum Prinzenpaar erkoren wird, braucht Durchhaltevermögen. Knapp 300 närrische Termine stehen im Kalender der aktuellen Durchlauchten, bis am Aschermittwoch wirklich alles vorbei ist.Wie anstrengend der karnevalistische Marathon ist, hat selbst der robust gebaute Prinz Niki I. vom Ur-Pils schon am eigenen Leib erfahren. Irgendwann mitten in der Session versagte dem Blaublüter für Tage die Stimme. Sei´s drum, dachte sich das Prinzenpaar und machte aus dem Missgeschick das Beste: Der Prinz krächzte ein paar Tage nur noch das Notwendigste, während seine bessere Hälfte locker die Lücke füllte. In feinstem Trierer Platt übernahm Prinzessin Gabi I. vom Rostijen Hoaken auch noch locker-flockig den Part des sprachlosen Göttergatten.

Spontanität, Witz und eine gehörige Portion Selbstironie - das sind die Markenzeichen des diesjährigen Trierer Prinzenpaars. Was im Vorfeld viele nicht für möglich hielten: Selten haben sich zwei gekrönte Häupter in so kurzer Zeit in die Herzen nicht nur der Narren gespielt. Umso größer die Verwunderung, als ausgerechnet am karnevalistischen Großkampf-Wochenende Prinz Niki I. plötzlich alleine dastand, begleitet nur von seiner Entourage und der Stadtgarde.

Was um Wupptus' Willen war bloß mit der Prinzessin passiert? Hatten sich Ur-Pils und Rostijer Hoaken ausgerechnet auf der närrischen Zielgeraden in die Wolle bekommen? "Die Prinzessin hat die Freck", hieß es zur Entschuldigung auf der Heuschreck-Sitzung am Samstagabend. "Sie liescht flach", ergänzte der Prinz.

Ersteres war gelogen, Letzteres nicht: "Ich liege zu Hause auf der Couch", sagte die Prinzessin am Sonntag unserer Zeitung. Nicht mit einer deftigen Erkältung, sondern mit wehen Beinen, Armen und Rippen. Was war geschehen? Am Freitagabend feierte das Prinzenpaar gemeinsam mit den Roten Funken im vorübergehend zur Prinzenresidenz umfunktionierten Hotel "Mercure an" der Porta. "Irgendwann wollte ich meinem Papa mein Zimmer zeigen", erzählt die Prinzessin, "bin mit ihm die Treppe runtergegangen - und die letzte Stufe hat mich gepackt."

Gabi I. vom Rostijen Hoaken trat statt auf den Treppenabsatz ins Leere, rutschte aus und fiel hin. Unkraut vergeht nicht, dachte sich die Blaublüterin. Doch am Samstagmorgen spürte sie plötzlich jedes Körperteil. Statt gemeinsam mit Prinz Niki zum nächsten Auftritt wurde die Prinzessin ins Mutterhaus chauffiert - in vollem Ornat.

Zwei Raketen verpasst

Drei Stunden lang wurde Gabi I. untersucht, bis das Ergebnis feststand: Nix kaputt, aber jede Menge Prellungen. Die Anweisung des Doktors: Schonen bis zum Rosenmontagszug. Schweren Herzens willigte die Prinzessin ein. "Dabei wäre ich doch so gerne zu den Heuschrecken gegangen", sagt sie, "schon wegen der zwei Raketen, die das Prinzenpaar da immer bekommt."

Gestern Nachmittag nahm sie das ärztlich verordnete Auftrittsverbot schon wieder etwas lockerer: "Die Vorfreude macht mich gesund." "Logo", dass Gabi I. heute wieder an der Seite Niki I. steht, wenn sich der Rosenmontagszug um 12.11 Uhr in der Herzogenbuscher Straße Richtung Moselauen in Bewegung setzt.

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