Quietsche-Entchen und Visionen vom Ufer

Hunderte Radler nutzten das sonnige Wochenende für eine Fahrradtour entlang der Mosel. Absteigen und schieben hieß es für die sportlichen Ausflügler zwischen Römerbrücke und Europäischer Kunstakademie. Grund: Der Mosel-Aktionstag der studentischen Geografie-Forschungsgruppe.

 Ab ins Wasser: Die gelben Quietsche-Entchen werden von der Römerbrücke zu Wasser gelassen und legen ein Rennen über 400 Mosel-Meter zurück. TV-Foto: Cordula Fischer

Ab ins Wasser: Die gelben Quietsche-Entchen werden von der Römerbrücke zu Wasser gelassen und legen ein Rennen über 400 Mosel-Meter zurück. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier-West/Pallien. "Wenn das bis Pfalzel noch so weitergeht, fahren wir auf der Straße", sagte eine Radlerin zu ihren Begleitern. Wer sich nicht so ungern in seiner Fahrt ausbremsen und sich auf die Aktion einließ, erlebte hingegen am westlichen Moselufer ein buntes Fest, das überdies mit Informationen, Musik und Open-Air-Kino aufwartete. Mit im Boot waren die Wasserwacht, Kanu- und Rudersportvereine, die die Besucher aufs Wasser lockten. Gelbe Quietsche-Entchen lieferten sich ein Wettrennen auf der Mosel. Abkühlung und das einmalige Erlebnis, unter der Mosel hindurchzuspazieren, konnten Interessierte im Energietunnel der Stadtwerke genießen.Oberbürgermeister Jensen griff zur Sense

Eingeläutet wurde der Tag von Oberbürgermeister Klaus Jensen, der beherzt zur Sense griff und den Uferbewuchs trimmte. "Es ist herausragend, die Themen ,Trier-West' und ,Leben am Fluss' in solch einem Rahmen und vor Ort zu präsentieren. Da sie in vielen Bereichen sinnlich erfahrbar sind, hat das eine andere Qualität als eine Vortragsveranstaltung. Dass sich eine Hochschule so engagiert, freut mich, und es trägt zur Entwicklung bei", sagte Jensen.Moselkonferenz geplant

Das Thema "Stadt am Fluss" habe ihn von Beginn seiner Amtszeit an beschäftigt. Deshalb plant er, in naher Zukunft eine Moselkonferenz einzuberufen, die erste Weichen für die Entwicklung der Uferzonen stellen soll. "In Trier haben wir großen Nachholbedarf bei der Gestaltung des Ufers. Die bauliche Aufwertung braucht eine gewisse Zeit, aber jedes Jahr sollen mehr Facetten hinzukommen," versprach Jensen. Zu denen wollten auch die Universitäts-Studenten und ihr Dozent Christian Muschwitz mit dem Tag an der Mosel beitragen. "Wenn man hier mehr kulturelle Aktivitäten hin bringt, kann man sicher etwas bewegen", sagte Behnam Hassani (25) von der Trommel-Gruppe "Keller-Connection" aus Trier-Nord."Es ist ganz wichtig, dass Trier mehr an die Mosel geholt wird", sagte Gabriele Lohberg, Leiterin der Europäischen Kunstakademie, die sich Besuchern öffnete, und auf deren Gelände weitere Aktionen für Kinder lockten. "Es wäre schön, wenn wir auch hier einen Strand, mehr Zugänge zum Fluss und eine Anlegestelle hätten. Mit der Jugendkunstschule könnte am Radweg auch ein Skulpturenweg entstehen, eine kleine Künstlerkolonie Wohnungen für Künstler und Schauspieler bieten", verrät Lohberg ihre Vision von einem neu gestalteten Moselufer.Der Moselaktionstag war dafür Auftakt, um eine Facette des Moselerlebens zu zeigen. Und zugleich sollte er Motivation für die Trierer und städtischen Entscheidungsträger sein, sich davon anstecken zu lassen und den Freizeitwert, den der Fluss inmitten der Stadt bietet, nicht ungenutzt zu lassen.Open-Air-Kino und Brücken-Illumination

Beispielhaft war das Open-Air-Kino, bei dem Ralf Kotschka ein "Best of" seines Kurzfilm-Festivals "40 Ufer-Filme" zum ersten Mal tatsächlich direkt am Ufer zeigen konnte. Zur Minimal-Version allerdings geriet die Illumination der Römerbrücke, die das römische Bauwerk nicht wie erhofft erglühen lassen konnte. Dennoch haben die Trierer Studenten mit dem Mosel-Aktionstag viel Engagement gezeigt, aber auch vor Augen geführt, dass noch viel Wasser die Mosel hinunterfließen wird, bis die Uferzonen kein Randbereich städtischen Lebens und Erlebens mehr sein werden.

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