Rückkehr zur Sachlichkeit

Was am Dienstagabend nach einem handfesten Zoff unter Platzhirschen aussah, entspannte sich gestern. Weder Hans-Peter Schlechtriemen, Chef des Kaufhofs in der Sim, noch sein Karstadt-Amtskollege Thomas du Buy wollten ihre Streitigkeiten über Geschäftsöffnungszeiten ausufern lassen.

 Hans-Peter Schlechtriemen. TV-Foto: Cordula Fischer

Hans-Peter Schlechtriemen. TV-Foto: Cordula Fischer

 Thomas du Buy. TV-Foto: Roland Morgen

Thomas du Buy. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Die Botschaft kam am Dienstag um 14.33 Uhr per E-Mail: "Die Großbetriebe des Einzelhandels der Innenstadt verständigen sich auf gemeinsame Ladenöffnungszeiten", verkündete Hans-Peter Schlechtriemen (61), Chef der Galeria Kaufhof in der Simeonstraße. Anlass sei die durch die Trier-Galerie hervorgerufene "neue Wettbewerbssituation" (der TV berichtete). Als sein in Essen weilender Karstadt-Amtskollege und City-Initiative-Vize Thomas du Buy (45) am Abend davon erfuhr, reagierte er in einem Telefongespräch mit dem TV "entsetzt und enttäuscht" und kochte: "Das ist ein nicht abgesprochener Vorstoß, ja, ein Vertrauensbruch." Schlechtriemen war - im Gegensatz zu nachmittags - am Abend nicht zu erreichen und konnte mithin auch nicht zur Aufklärung beitragen, ob er tatsächlich ohne Mandat gehandelt habe und, wie du Buy vermutete, aus konzernegoistischen Gründen.

Fakt ist: Die beiden Kaufhöfe hatten als erste Großbetriebe mit ihren Betriebsräten über ausgeweitete Öffnungszeiten verhandelt und sind bereits ab heute an jedem ersten Donnerstag im Monat bis 21 Uhr geöffnet. Du Buy hingegen hatte sein Gespräch mit der Arbeitnehmervertretung erst gestern und sah das Klima durch Schlechtriemens Vorstoß "arg belastet". Gestern Mittag räumte du Buy ein, seine via volksfreund.de verbreitete Kollegenschelte sei "in der Wortwahl vielleicht etwas zu emotional" gewesen. Insbesondere die Aussage, er betrachte "die Beziehung zu Schlechtriemen als nachhaltig belastet, möglicherweise unheilbar", würde er "so nicht mehr" treffen. Inhaltlich wich du Buy jedoch nicht von seiner Kritik ab: "Es war nicht der erste Alleingang des Kollegen. Und jetzt ist das Maß einfach voll."

Schlechtriemen gab sich betont diplomatisch. Du Buys Äußerungen kommentieren wolle er nicht Ebenso wenig zeigte sich der 61-Jährige einer Schuld bewusst: "Ich habe nichts Schlimmes getan, sondern nur versucht, über Händler-Interessen zu informieren." Auf die Frage, warum er denn abseits der in dieser Frage ohnehin aktiven City-Initiative eigene Ladenschlusszeit-Aktivitäten ergreife, antwortete Schlechtriemen so: "Es gehören ja nicht alle Großbetriebe der City-Initiative an." Nicht von der Hand zu weisen, denn um eine Mitgliedschaft etwa von C&A bemühte sich die City-Initiative schon zu Zeiten, als Schlechtriemen noch ihr Vorsitzender war, vergeblich. Auch wenn die nachbarschaftliche Stimmung getrübt ist, muss offenbar keiner von beiden Angst vor der nächsten gemeinsamen Begegnung haben.

Schlechtriemen: "Ich sehe das alles nicht so tragisch und bin an keiner Auseinandersetzung interessiert. Ich bin weiterhin gesprächsbereit, wenn es um die gemeinsamen Interessen des Handels geht."

Ähnlich äußert sich du Buy: "Mir ist weiterhin gelegen an sachlichen Auseinandersetzungen mit dem Ziel, den Handel in Trier und das eigene Geschäft voranzubringen." Gestern war das offenbar nicht der Fall: Der Karstadt-Betriebsrat segnete die ausgedehnten Öffnungszeiten (erster Donnerstag im Monat 21 Uhr und andere Werktage 20 Uhr) erst für die Zeit ab Oktober ab.

Meinung

Kein Sieger

Dass sich die Trier-Galerie auf den Rest der Einzelhandels-Welt auswirken würde, war klar. Nicht aber, dass zwei Warenhaus-Chefs die ersten "Opfer" würden. Schlechtriemen und du Buy sind Verlierer. Beide wurden von ihren Betriebsräten auf den Boden der Mitbestimmungs-Tatsachen zurückgeholt. Die von der City-Initiative anvisierte gemeinsame Ladenschluss-Ziellinie (erster Donnerstag im Monat bis 22 Uhr) haben beide verfehlt. Den wirklich langen Donnerstag zum Monatsbeginn bietet nun ausgerechnet die Trier-Galerie an, die auf Betreiben der City-Initiative ihren Plan, jeden ersten Freitag im Monat bis 22 Uhr zu öffnen, hat fallen lassen. r.morgen@volksfreund.de

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