Radeln gegen die Richtung

TRIER. Gegen die Fahrtrichtung radeln - in ausgewählten Einbahnstraßen Triers ist das längst möglich. Im Rathaus berichtet man von sehr guten Erfahrungen mit der Regelung, und auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) lobt die Situation vor Ort.

Leo Dellwos Warten hat ein Ende: Vor zwei Jahren hatte die Stadt beschlossen, auch in "seiner" Mechtelstraße Pedaltretern das Radeln gegen die Fahrtrichtung zu erlauben. Seither wartete der passionierte Radfahrer und Anwohner Dellwo auf die entsprechende Beschilderung der Pfalzeler Einbahnstraße. Vergebens, wie sich jetzt herausstellt. Zwar habe es den Beschluss tatsächlich gegeben, bestätigt das Presseamt der Stadt, doch lasse sich dieser nicht umsetzen. Der Grund: Eine Prüfung vor Ort hatte ergeben, dass die Fahrbahn auf einem kürzeren Abschnitt viel zu schmal ist. "Wir brauchen eine Querschnittsbreite von mindestens 3,50 Metern", erläutert Presseamtschef Hans-Günther Lanfer gegenüber dem TV . In der Mechtelstraße jedoch sei die Fahrbahn streckenweise bis zu einem Meter schmaler. Leo Dellwo hat Verständnis für den rechtlich bedingten Rückzieher der Verwaltung. Schließlich geht auch für ihn die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer vor. Der Mechtelstraße zum Trotz - in punkto geöffnete Einbahnstraßen kann sich Trier sehen lassen. Platz sieben in dieser Kategorie vermeldete der Fahrradklimatest 2003, den der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) im Herbst letzten Jahres bundesweit durchführte. Rund 45 Einbahnstraßen im gesamten Stadtgebiet wurden inzwischen für den entgegengerichteten Radverkehr geöffnet. Die Liste reicht von der Arnulfstraße in Heiligkreuz bis zur Dietrichstraße im Stadtzentrum. Oft konnten auf diese kostengünstige Weise Verbindungslücken für Radfahrer geschlossen werden, die zuvor zeitaufwändige Umwege in Kauf nehmen mussten. Anfängliche Befürchtungen jedoch, die neue Regelung könne Fastzusammenstöße von Auto- und Radfahrern regelrecht provozieren, haben sich nicht bestätigt. Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt, weiß nur von "sehr guten Erfahrungen" mit den geöffneten Einbahnstraßen zu berichten. Und auch im "Radhaus" in der Südallee, dem Domizil der ADFC-Kreisgruppe, gibt man Entwarnung: Weder hätten sich Autofahrer über Radfahrer beschwert, noch seien ihm Klagen von Velofahrern über PKW-Lenker bekannt geworden, berichtet Triers ADFC-Chef Matthias Bellmann. Tatsächlich gibt es hier und da noch vereinzelte Diskussionen zwischen Zwei- und Vierradfahrern, doch beruhen diese meist auf fehlender Ortskenntnis oder "ignorierten" Schildern. Bellmann wie auch die Stadt sind insgesamt davon überzeugt, dass die Regelung sich alles in allem bewährt hat. Ralf Frühauf kündigt unterdessen an, dass das Öffnungs-Programm bald abgeschlossen werde: "Die Deutschherrenstraße wird noch freigegeben, doch darüber hinaus gibt es derzeit keine Planungen, weitere Einbahnstraßen zu öffnen." "In Trier sind inzwischen die meisten Einbahnstraßen, die sich eignen, freigegeben", bestätigt auch Bellmann. Ginge es nach dem ADFC, würde jedoch zusätzlich die Moltkestraße am Hauptbahnhof geöffnet, um so "die Parallelroute zur Nordallee zwischen Hauptbahnhof und Mosel zu erschließen". Doch es gibt auch Einbahnstraßen, bei denen selbst couragierte Radler wie Bellmann von einer Öffnung abraten: Linden-, Brücken- und Walramsneustraße sollten "unstrittig dauerhaft ungeöffnet" bleiben, fordert der ADFC-Chef. .

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