Radeln mit Irrungen und Wirrungen

TRIER. Tausende Radtouristen zieht es in den Sommermonaten nach Trier: Die alte Römerstadt ist Ziel und Ausgangspunkt ungezählter Touren. Doch während Beschilderungen und Radwege im Umland viel Lob ernten, sorgt die innerstädtische Situation regelmäßig für Frust.

Anja und Andre Holleman kommen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: Rund 270 geradelte Kilometer liegen hinter den beiden Niederländern, jetzt steht ein sommerlicher Tag in Trier auf dem Programm. Ein Höhepunkt ihrer Tour soll die Römerstadt werden, sagt der 39-Jährige, der mit seiner Frau in nur drei Tagen von Maastricht an die Mosel geradelt ist. Die letzte Etappe verlief entlang der Kyll. "Sehr gut" sei der Radweg, und "bestens ausgeschildert" lobt Andre Holleman. In Trier sind die beiden zu diesem Zeitpunkt erst wenig geradelt, doch sie hatten Glück, weil sie von der Mosel kamen. So konnten sie auf relativ direktem Weg in die City fahren: Von Zurlauben über Merianstraße und Alleenring zur Porta Nigra.Mehr als 100 000 Radtouristen

Mehr als 100 000 Radtouristen zählt Trier jedes Jahr. Viele radeln von ihren Urlaubsdomizilen an Mosel und Saar zu einem Abstecher in die alte Kaiserstadt, andere starten von hier aus größere Touren. Ein Phänomen, das auch Stephan Olk bestätigen kann: Olk ist Leiter der Fahrradstation des Bürgerservices am Hauptbahnhof. Bis zu 100 seiner Räder seien ständig auf Achse, ausgeliehen von Touristen aus aller Herren Länder. Spitzenreiter sind Belgier und Niederländer, gefolgt von Skandinaviern. Und selbst US-Amerikaner oder Mexikaner leihen sich bei Olk ihren Drahtesel. "Rund 90 Prozent unserer Kunden wollen ins Umland", beziffert der "Stationsleiter". Und der gibt auch mal Tipps für Touren: Wer den Kylltalradweg fahren wolle, dem rate er dringend, das Bike in die Bahn zu stellen und erst einmal bis Schweich zu fahren. "Ich will denen ersparen, durch den Ehranger Hafen fahren zu müssen", begründet Olk. Aus Gesprächen erfährt er sehr viel über die Erfahrungen der Leihradfahrer. Meistens gibt es viel Lob für die Radwege im Umland und mächtig Kritik für das innerstädtische Wegenetz. So gebe es regelmäßig Klagen über die Ausschilderung des Hauptbahnhofs. Das deckt sich auch mit den Erfahrungen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). "Oft bestimmt nur der Zufall, ob Radtouristen den Weg vom Bahnhof zur Mosel finden oder sich im alltäglichen Verkehr der Stadt verirren", berichtet der ADFC-Kreisverband. In "zahlreichen Zuschriften" klagten Radtouristen über die schwierige Orientierung in Trier. Tatsächlich ist der Schilderwald für Radfahrer in den vergangenen Wochen deutlich angewachsen. Doch die beste Orientierung nützt wenig, wenn der passende Weg dazu fehlt. So ist die Verbindung vom Hauptbahnhof zur Porta Nigra nach wie vor voller Tücken. Regelmäßig tummeln sich ganze Gruppen von Radlern auf den Verkehrsinseln am Balduinsbrunnen, weil sie spätestens dort die Orientierung verlieren und es - wie für Autofahrer auch - keine direkte Verbindung zwischen Bahnhofstraße und Theodor-Heuss-Allee gibt. Zudem fehlt ein verkehrssicherer Übergang zum Radweg innerhalb der Allee. Ein weiteres Problem für Radtouristen: Wohin mit Velo und Gepäck? Vor einem Jahr wurden am Simeonstiftplatz Fahrradboxen aufgestellt, die offenbar angenommen werden. Bis zu drei Mal täglich würde jede Box in Beschlag genommen, so Jürgen Backes, Pressesprecher der Stadt. So groß ist die Auslastung, dass die Stadt nun neue Standorte prüft. An sechs bis sieben Stellen sollen schon bald weitere Radboxen aufgestellt werden, kündigt Backes an. Man sei "mit Eifer" dran, heißt es aus der Stadt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort