Radfahrer bleiben auf der Strecke

TRIER. Die Stadt investiert seit Jahren keinen einzigen Cent in den Radverkehr. Selbst beim Neubau von Straßen bleiben die Interessen radelnder Trierer unberücksichtigt. Der TV schildert in einer Serie die Situation und zeigt Perspektiven auf.

 Programmierte Gefahr: In der Stresemannstraße kommen sich Fußgänger und Radler gefährlich nahe.Foto: Marcus Stölb

Programmierte Gefahr: In der Stresemannstraße kommen sich Fußgänger und Radler gefährlich nahe.Foto: Marcus Stölb

Rückwärtsgang im Radverkehr: Weil der Stadtrat einmütig gefasste Beschlüsse und Absichtserklärungen nicht umsetzt, drohen Triers Radler zusehends auf der Strecke zu bleiben. "Verkehrspolitisch läuft gar nichts", bilanziert Matthias Bellmann, Kreisvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), ernüchtert. Seit zwölf Jahren kämpfen er und seine Mitstreiter für ein fahrradgerechteres Trier - ein Ehrenamt mit hoher Frustrationstoleranz. Denn Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass selbst bei Neubaumaßnahmen die Bedürfnisse von Radfahrern ignoriert werden. So auch bei der Verkehrsführung zum Alleencenter am Hauptbahnhof: Auf fünf Spuren können dort Autos und LKW von der Ostallee aus in das Parkhaus und die Tiefgarage fahren und diese auch wieder verlassen. Radfahrer müssen hingegen absteigen und ihr Gefährt über den Bürgersteig schieben. Die neu geschaffene Abbiegespur von der Balduinstraße ist für Zweiräder sogar gesperrt. "Eine Radwegeführung auf der Fahrbahn ist und war nicht beabsichtigt", begründet Baudezernent Peter Dietze die Situation und verweist auf eine künftige Route "Alleenring" innerhalb des Grünzugs. Doch weil der Grünzug in der Ostallee viele Lücken aufweist und von einer Tankstelle durchschnitten wird, scheint wirkliche Besserung nicht in Sicht. Wer in Trier aufs Rad angewiesen ist, gerät denn auch des öfteren mit der Straßenverkehrsordnung in Konflikt - auch zum Leidwesen anderer Verkehrsteilnehmer. Weil viele Radler von schmalen und viel befahrenen Straßen auf Bürgersteige ausweichen, gefährden sie dort Fußgänger. Auf engen Fahrbahnen wiederum bremsen und blockieren sie oft den Autoverkehr. Roger Remke, Städtischer Verkehrsplaner für den Radverkehr, versucht erst gar nicht, die Situation zu beschönigen. In der Tat seien in den vergangenen fünf Jahren im Stadtgebiet keine neuen Radwege angelegt worden. Und im laufenden Haushalt ist - wie in den Vorjahren - nicht ein Cent für Investitionen in den Radverkehr bereit gestellt worden. Dabei setzt der Stadtrat auch in Zeiten finanzieller Not Prioritäten: So finden sich in einem der städtischen Nachtragshaushalte 20 000 Euro für die Deutschland-Rallye. "Und für einen Rasenplatz im Moselstadion sind 200 000 Euro vorhanden", ärgert sich Bellmann. Der Velo-Lobbyist weiß, dass Radfahrer in Trier gefährlich leben; immerhin waren sie im vergangenen Jahr an 121 Unfällen im Stadtgebiet beteiligt. Seit fünf Jahren keine neuen Radwege

Eine Randgruppe sind Triers Radfahrer indes nicht, wie Verkehrszählungen schon vor zehn Jahren ergaben. Damals wurden im Stadtgebiet täglich annähernd 50 000 Wege mit dem Velo zurückgelegt. Allein in der Altstadt wurden 11 600 Bewegungen gezählt, wo viele ihr abgasfreies Fahrzeug zum Einkauf nutzen. Weshalb Radfahrer eine wichtige Klientel für den Einzelhandel sein müssten. Doch City-Managerin Inge Schönherr sah bislang keinen Bedarf, sich für radelnde Kunden einzusetzen: "Wir möchten kein Verkehrsmittel bevorzugen", begründet sie die Zurückhaltung der City-Initiative, die sich gleichwohl für kostengünstigen Parkraum stark macht. Im nächsten Teil der Serie stellt der Trierische Volksfreund Schwachstellen und Gefahrenpunkte für Radler in Trier vor.

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