Rankende Blüten

TRIER. Die zweite der Domkurien, die wir vorstellen, liegt auf der nördlichen Seite des Domfreihofs zwischen dem Palais Walderdorff und der Straße Sieh um Dich. Durch ein Torgebäude mit einem breiten Durchgang gelangt man in den Innenhof.

Über der Einfahrt der Kurie befindet sich ein Quergeschoss, das das Gelände zur Straße hin abschirmt. Dies ist die typische Anordnung der Kurien, wie sie im 16. bis 18. Jahrhundert entstanden. Meist schloss sich daran eine Remise an, eine Halle, in der Pferdeställe untergebracht wurden. Heute ist diese allerdings nicht mehr vorhanden. Ein mit kleinen quadratischen Steinen gepflasterter Weg führt direkt auf das Hauptgebäude zu, dessen Eingang im Hochparterre über eine Treppe zu erreichen ist. Am Geländer und über ein kleines Seitentor ranken sich Blüten, die diesen Bereich zum schönsten des Areals machen. Schon durch die Raumaufteilung mit der dominierenden Achse zwischen Toreinfahrt und Herrenhaus wird unterstrichen, dass der Garten nicht so sehr als eigenständiger Sektor angelegt ist, sondern als großzügige Freifläche und Vorhof auf das Gebäude zurückweist. Leider zerschneidet der steinerne Weg den Garten in zwei Teile, die etwas beziehungslos nebeneinander liegen. Auf der linken Seite, vor einer halbhohen Mauer, befindet sich ein kleiner von Steinen eingefasster künstlicher Teich, der recht verloren in der Rasenfläche wirkt. Rechts dagegen teilen kleine Hecken den Garten in nahezu quadratische Parzellen, in denen eine Vielzahl von Gänseblümchen und Löwenzahn blüht. Diese Natürlichkeit kontrastiert mit der strengen geometrischen Anordnung. Bäume stehen nur wenige auf dem Gelände, große Blütenpracht wie in den anderen Gärten sucht man ebenfalls vergeblich, nur einzelne Sträucher sorgen für weitere Farbtupfer. So dient diese Domkurie weniger als Beispiel für klassiche Gartengestaltung, denn als Muster für die architektonische Anlage der Wohnhäuser des ehemaligen Dombezirkes. Bis zum Einmarsch französischer Truppen im Jahr 1798 galt dort ausschließlich kirchliches Recht, wovon Begriffe wie "Domfreihof" noch heute Zeugnis ablegen. Eingefriedet wurde der Bezirk von der Helenenmauer, von deren Toren heute nur noch jenes in der Liebfrauenstraße erhalten ist. Heute wird das Gebäude vom Bistum Trier als Wohnhaus genutzt, weiterhin befindet sich dort die Kanzlei eines Steuerberaters. Öffentlich zugänglich ist der Garten jedoch nicht.

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