Rasend schnelle Zivilcourage

TRIER. (woc) Nach einer Verfolgungsjagd per pedes und quer durch die City hat Günther Haubrich am Dienstagvormittag einen jungen Mann gestellt, der zuvor im Waffen-Geschäft des Trierer Geschäftsmannes eine so genannte "Gotcha-Maske" gestohlen hatte.

"Dass ich trainierter Leichtathlet bin, damit hatte der Dieb wohl nicht gerechnet!" Der 68-jährige Günther Haubrich freut sich über seinen "Fang". Und ein bisschen stolz ist er auch, schließlich hat er nicht zum erstenmal einen Dieb gestellt. "Sieben Mal habe ich es schon geschafft, Diebe, die in meinem Geschäft Ware mitgehen lassen wollten, zu verfolgen und zu stellen." Diesmal sei es ein junger Mann, "so zwischen 20 und 25 Jahren", gewesen. "Er kam in meinen Laden und erkundigte sich nach einer Gesichtsmaske für Gotcha-Kämpfer", erzählt der Inhaber von Waffen-Wagner an der Ecke Böhmerstraße/Metzelstraße. "Im angrenzenden Büro klingelte das Telefon, ich ging die 1,50 Meter weg von der Ladentheke, um abzuheben." Diese kurze Abwesenheit nutzte der dreiste Dieb, riss die Gesichtsmaske im Wert von 95 Euro an sich und rannte aus dem Laden. Doch der junge Mann hatte die Rechnung ohne den Händler gemacht, der immer im feinen, schwarzen Anzug hinter der Ladentheke steht. Schließlich nimmt dieser an etwa 40 Zehn-Kilometer-Wettläufen jährlich teil und trainiert beinahe täglich. "Zuerst war ich etwa 30 Meter hinter dem Dieb, der durch die Metzelstraße Richtung Vereinsbankpassage rannte", erzählt Haubrich. "Dann konnte ich auf zehn Meter verkürzen. Ich habe die ganze Zeit laut gerufen: ,Haltet den Dieb! Ladendieb!'" Viele Passanten seien aufmerksam geworden und hätten die Verfolungsjagd beobachtet. "Vor der Hauptpost sagte mir dann einer: ,Da ist er rein!'" In dem Postgebäude hatte sich der Dieb in eine Telefonzelle geflüchtet. "Ich riss die Tür auf, griff mir den Rucksack und holte meine Maske raus", beschreibt Haubrich seine beherztes Handeln. "Der Dieb war völlig verdutzt und außer Atem, während ich noch fit war." Die Polizei lobte Haubrich für seinen Einsatz: "Das passt gut zu unserer Kampagne ,Wer nichts tut, macht mit'", sagte der Trierer Polizei-Pressesprecher Reinhard Rothgerber. "Allerdings darf man sich dabei auf keinen Fall selbst in Gefahr bringen!" Haubrich habe die Situation und seine Möglichkeiten jedoch richtig eingeschätzt. "Und lautes Rufen, um Aufmerksamkeit zu wecken und dem Dieb zu signalisieren, dass man nicht alleine ist, ist auf jeden Fall richtig."

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