Rasender Gewöhnungseffekt

KÜRENZ. Zahlreiche Autofahrer nutzen täglich die Anliegerstraße Am Grüneberg, um ampelfrei und zügig von Kürenz in die Metternichstraße zu gelangen. Sehr zum Verdruss von Anliegern, die zunehmend über Raser klagen.

Dienstagmorgen am Grüneberg: Reifen quietschen in der Dämmerung, Motorenlärm dröhnt über den Asphalt. Der Fahrer eines dunkelblauen VW Golf scheint es eilig zu haben: fast ungebremst lenkt er sein Gefährt um die Ecke, beschleunigt noch einmal und rast dann mit völlig überhöhter Geschwindigkeit durch die reine Anliegerstraße Am Grüneberg. Unbehelligt von Ampeln kommt der anonyme Automobilist jetzt so richtig in Fahrt; keine zwei Minuten später wird er in die Metternichstraße einbiegen. Während Kürenzer Kommunalpolitiker schon seit Jahren eine neue Umgehung für den Stadtteil fordern, hat sich die Straße Am Grüneberg längst als solche etabliert. An Werktagen nutzen inzwischen Dutzende Autofahrer die reine Anliegerstraße, um zügig von den Höhenstadtteilen nach Trier-Nord und von dort über den Verteilerkreis zur Autobahn zu gelangen. Anfang des Jahres ein durchaus legales Unterfangen; schließlich diente die Straße Am Grüneberg während der umfangreichen Baumaßnahmen in der Avelsbacher Straße als offizielle Umleitungsstrecke. Doch seither scheinen zahlreiche Autofahrer die Buckelpiste durchs Grüne der frisch geteerten Abfahrt durch Kürenz vorzuziehen. "Ein Gewohnheitseffekt" sei für den anhaltenden Durchgangsverkehr am Grüneberg verantwortlich, mutmaßt man deshalb bei der Stadt. Rathaus-Pressesprecher Ralf Frühauf weist jedoch auch darauf hin, dass es schon vor der Baumaßnahme in der Avelsbacher Straße "eine gewisse Anzahl" von Verkehrsteilnehmern gegeben habe, "die sich nicht an die Verbotsbeschilderung" gehalten habe. Wohl wahr, weiß auch Karl-Heinz Fink, Pächter eines Schrebergartens am Grüneberg. "Das gab's schon immer", berichtet er aus 20-jähriger Erfahrung, "aber so schlimm wie jetzt war es noch nie". Fink machen vor allem die Temposünder zu schaffen: "Wenn ich jetzt aus meinem Garten komme, muss ich echt aufpassen." Tatsächlich beschleunigen nicht wenige Autofahrer, sobald sie von Kürenz aus kommend in die Anliegerstraße einfahren. Und das, obwohl dort Tempo 30 gilt und die Strecke anfangs durch Wohnbebauung führt. Laut Frühauf kontrolliert die Polizei dort "sporadisch" und in "unregelmäßigen Abständen", "jedoch nur, wenn konkrete Beschwerden vorliegen". Damit nicht auch der Schwerlastverkehr vom rechten Weg abkommt, hat die Stadt auf der Strecke aufwändige Höhenportale aufgestellt. Fahrzeuge, die höher als 2,80 Meter sind und ebenfalls die Straße Am Grüneberg bis zur Metternichstraße passieren wollen, scheitern spätestens an den Portallatten dieser torähnlichen Konstruktion. Doch gestresste PKW-Fahrer können solche Maßnahmen nicht schrecken. Dass es auch in Zukunft Durchgangsverkehr durch die Anliegerstraße geben wird, damit rechnet auch die Verwaltung. Doch "dies wird im Laufe der Zeit abnehmen", setzt Frühauf auf den Entwöhnungseffekt. Morgen startet eine neue Stadtteilserie. Zwei Wochen lang steht Trier-Süd im Blickpunkt.

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