Ratgeber in allen Lebenslagen

TRIER-SÜD. Seit fünf Jahren arbeitet Peter Machetanz für das integrative Wohnprojekt Schammatdorf. In wenigen Monaten wird er Platz für seinen Nachfolger machen, doch der Siedlung wird er wohl sein Leben lang verbunden bleiben.

Amt und Inhaber passen nicht so recht zusammen: Stolze 1,90 Meter misst Peter Machetanz, und dennoch nennen sie ihn den "kleinen Bürgermeister". Vor fünf Jahren übernahm der Sozialpädagoge das Amt, das keines ist: Denn im Schammatdorf wird der Bürgermeister weder gewählt, noch übt er eine politische Funktion aus. Stattdessen ist Machetanz ein Ratgeber in (fast) allen Lebensfragen und Lagen. Kontaktperson für ein Erfolgskonzept

Als beratende Kontaktperson für die Bewohner des Schammatdorfs hat Peter Machetanz vor allem die Aufgabe, ein Erfolgskonzept fortzuschreiben: Die Idee eines Wohnprojekts, in dem selbstständig Lebende und Menschen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen zusammenleben. Vor 26 Jahren wurde diese Vision in Triers Süden Wirklichkeit. Machetanz ist der fünfte "Kleine Bürgermeister" des Schammatdorfs und wirkt in einer Siedlung, die abwechslungsreicher gar nicht sein könnte: 280 Menschen leben in 144 Wohnungen. Jung und Alt sind hier jeweils überdurchschnittlich vertreten - die Alterspanne der Dorfbewohner reicht von gerade mal zwei Monaten bis 95 Jahren. Machetanz ist ein freundlicher junger Mann, der mit Verve von seinem Job berichtet. Am Schammatdorf "hängt" er nun schon seit mehr als zehn Jahren: Mitte der 90er Jahre absolvierte der Abiturient des Technischen Gymnasiums hier sein "Freiwilliges Soziales Jahr". Der Job und sein Umfeld gefielen ihm so gut, dass Machetanz bei der nächstbesten Gelegenheit ins Schammatdorf zog. "Man wird hier mit einem wahnsinnig breiten Spektrum an Aufgaben konfrontiert", beschreibt er den Reiz seiner heutigen Arbeit. Ein Schwerpunkt: Die Auswahl neuer Dorfbewohner. Denn wer ins Schammatdorf ziehen will, sollte die richtige Einstellung mitbringen. Offenheit für das Projekt und die Menschen sind auf jeden Fall gefragt, und damit Enttäuschungen und falsche Erwartungen auf beiden Seiten vermieden werden, werden die neuen Bewohner nach einem aufwändigen Verfahren ausgewählt, das Machetanz koordiniert. Der "kleine Bürgermeister" achtet auch darauf, dass die Struktur der Siedlung gewahrt bleibt. Im Klartext: Ein Besserverdienenden-Ghetto darf das Schammatdorf ebenso wenig werden wie ein sozialer Brennpunkt. Ein "geselliges Völkchen" treffe man hier, und er helfe mit, "das Dorfleben voranzutreiben", sagt Machetanz. So sehr ihm die Arbeit auch Spaß macht, der erst 30-Jährige wird in wenigen Monaten Platz machen müssen für seinen Nachfolger Michael Blum. "Mir war von Anfang an klar, dass dies kein Job auf Lebenszeit ist", sagt Machetanz, für den längst klar ist, dass er auch ohne Amt dem Schammatdorf verbunden bleibt.

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