Ratlos auf der Suche nach Radwegen

Eine Radtour, die ist lustig: Bei einer PR-Reise lernte Landesverkehrsminister Hendrik Hering die Widrigkeiten des Trierer Radwegenetzes kennen.

 „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“: ADFC-Mitglied Mike Scharnweber (Zweiter von links) weist Oberbürgermeister Jensen (links), Minister Hering und dessen Mitarbeiter (Dritter und Vierter von links) darauf hin, dass vom Trierer Bahnhof kein Radweg Richtung City führt. TV-Foto: Hans Krämer

„Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“: ADFC-Mitglied Mike Scharnweber (Zweiter von links) weist Oberbürgermeister Jensen (links), Minister Hering und dessen Mitarbeiter (Dritter und Vierter von links) darauf hin, dass vom Trierer Bahnhof kein Radweg Richtung City führt. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Ob sich der rheinland-pfälzische Verkehrs-, Tourismus- und Wirtschaftsminister Hendrik Hering seine "Sommertour" zu den "touristischen Besonderheiten" des Landes so vorgestellt hatte? Im Hochseilgarten in Kell, den er vormittags mit seinem Trupp besichtigte, hatte es vergangene Woche einen schweren Unfall gegeben. Und bei der Radtour, zu der der Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) sowohl den Minister als auch Oberbürgermeister Klaus Jensen eingeladen hatte, bedeckten dunkle Wolken den Sommerhimmel.

Dabei klingt die vom Landesministerium schon am Morgen verteilte Pressemitteilung über die am Nachmittag stattfindende Tour verheißungsvoll: "Der Radtourismus hat für die Stadt Trier eine besondere Bedeutung, denn hier treffen sich zwei von sieben Radfernwegen", heißt es darin. Bekanntschaft mit den tatsächlichen und eher traurigen Realitäten des Trierer Radwegenetzes macht der Minister allerdings schon nach nur wenigen Metern im Sattel.

Auf den bei der "Radstation" des Trierer Bürgerservices geliehenen Rädern soll die Tour vom Hauptbahnhof Richtung Innenstadt führen. Doch verkehrskonform ist das kaum möglich, denn weder am Bahnhof, noch an der Kreuzung Ostallee/Bahnhofsstraße existieren Radwege.

So geht es munter - und verbotener Weise - quer über Bus- und Fußgängerwege. "Als die Ostallee beim Bau des Alleencenters vor wenigen Jahren neu geplant wurde, sind die Belange von Radfahrern außen vor geblieben", kritisiert Mike Scharnweber, Mitglied im Landesvorstand des ADFC, die Radweglosigkeit der teils fünfspurig ausgebauten Allee. Minister Hering und Oberbürgermeister Jensen nicken bedauernd.

"Das ist ja abenteuerlich"



Weil an dieser Stelle ohne Umwege und ohne weitere Verkehrsverstöße die Ostallee für die Radfahrer nicht zu überqueren ist, geht es zurück zum Bahnhof und von da durch Hinterhöfe Richtung Alleencenter. Die Auto-Ausfahrt des dortigen Parkhauses wird tollkühn gequert - und prompt bleiben ein Begleiter des Ministers und ein Vertreter des ADFC zwischen den Autos stecken. Die anderen nutzen derweil die Fußgängerampel über Ost allee und Balduinstraße. "Das ist ja abenteuerlich", rutscht es dem Minister raus.

Eine allgemeine Bewertung des Trierer Radwegenetzes will Hering nach rund 30 abenteuerlichen Minuten nicht abgeben. Tatsächlich hat er nur einen kleinen Ausschnitt der örtlichen Radwegeproblematik kennengelernt. "Es gibt sicherlich an der Mosel Strecken, die wunderschön sind", erklärt der Minister zuversichtlich. Dabei ist gerade der Moselradweg durch Trier in teils desolatem Zustand.

Doch ADFC-Vertreter Scharnweber verzichtet darauf, den Minister auf diese Petitesse hinzuweisen. Für den Anschluss von Ruwertal- und Kylltal-Radweg an das städtische Radwegenetz könne die Stadt mit Zuschüssen aus einem Drei-Millionen-Sonderprogramm des Landes rechnen, verspricht der Minister unterdessen. Ein Fahrrad-Parkhaus in Bahnhofsnähe würde gar zu 85 Prozent bezuschusst werden. Die Notwendigkeit einer solchen Fahrradgarage mit rund 240 Plätzen hat eine vom Land in Auftrag gegebene Studie ergeben.

Erstellt hat die Analyse Mike Scharnweber, der neben seinem Vorstandsamt beim ADFC als freiberuflicher "Mobilitätsberater" arbeitet und als solcher das Land, Kommunen und Betriebe berät.

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