Raufen, Prügeln, Schimpftiraden

TRIER-SÜD. In Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren, braucht Übung. Deswegen nahmen vier Klassen der Medard-Schule an dem Projekt "Cool bleiben - fair handeln" teil, das der Arbeitskreis Gewaltprävention entwickelt hat.

Vier Stationen hatte der Anti-Gewalt-Parcours, den die Schüler an einem Vormittag durchlaufen mussten. An jeder dieser Stationen konnten die Kinder soziale Kompetenzen trainieren, Gewalt in Stresssituationen vermeiden üben und herausfinden, welche Verhaltensweisen und Ereignisse wütend machen und wie das Gegenüber auf Provokationen reagiert.Kids sammelten Kraftausdrücke

Dabei ging es zum einen um verbale Attacken zum Beispiel beim Schimpfwörter-ABC. Die Kids sammelten Kraftausdrücke quer durch das Alphabet und ordneten sie nach Härtegraden in verschiedene Kategorien je nach persönlicher Einschätzung und Betroffenheit. "Die Irritation bei den Kindern war anfangs groß, weil sie von Erwachsenen aufgefordert wurden, Schimpfwörter auszusprechen", erklärte Schulsozialarbeiter David Pensé. Doch gerade durch diesen Tabubruch wurden sie auf ihren Sprachgebrauch aufmerksam und verstanden, welche Verletzungen man anderen Menschen mit bösen Wörtern zufügen kann. Schlagkräftig ging es bei der Station "Raufen macht Spaß" zu. Dort hatten die Schüler die Möglichkeit, sich körperlich auseinander zu setzen, was als Zweikampf, aber kontrolliert und nach festgesetzten Regeln ablief. Dabei waren sie mal die Agierenden, mal in der Rolle der Zuschauer. Durch Rufen oder Schweigen und bloßes Gaffen versuchten sie, die Raufbolde zu beeinflussen. Der Hauptaspekt des Aktionstages an der Medard-Schule lag bei der Sensibilisierung der Schüler und beim Aufzeigen von Verhaltensalternativen, um Auseinandersetzungen nicht eskalieren zu lassen. "Konflikte sollen auch im normalen Alltag ausgetragen werden", erklärte Schulsozialarbeiter Pensé. Nur die Regeln dürften dabei nicht überschritten werden. "Regelgerechtes Verhalten soll nicht falsch verstanden werden. Wir lehnen bei einem Vergehen nicht die Person, sondern die Tat ab", sagte Schulleiter Rainer Graß. Um das spielerisch trainierte Verhalten auch in den Schulalltag integrieren zu können und die Nachhaltigkeit des Erlernten zu gewährleisten, werden die Ergebnisse und die Eindrücke innerhalb des Unterrichts noch einmal thematisiert. Das Projekt zur Gewaltprävention kann an allen Schulen, die interessiert sind, stattfinden. In diesem Monat wird die Reihe an fünf Schulen durchgeführt. Schulsozialarbeiter vom Palais e.V. sind im Schulalltag integriert. Unter anderem stehen soziales Training und Konfliktbearbeitung auf dem Stundenplan. Außer der Medard-Schule beteiligen sich die Trierer Hauptschulen Geschwister-Scholl, Kurfürst-Balduin und Pestalozzi sowie die Duale Oberschule in Wittlich an der Aktion. Gerade durch die Kooperation zwischen außerschulischen Institutionen, Lehrerkollegium, Eltern und Schulsozialarbeitern erhofft sich Schulleiter Rainer Grass, "ein Netzwerk herstellen" zu können. Das kommt den Kindern zugute, die durch einen Regelkatalog und durch "konsequentes Handeln mit Herz" seitens der Lehrer - nicht nur durch Verbote - Selbstständigkeit, Selbstkontrolle und gegenseitige Wertschätzung lernen können.

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