Raus aus dem Jammertal

TRIER. Mit seinem Programm "Glücklich in Deutschland" gastierte Lars Reichow in der Tuchfabrik. Sein Ziel: Die Bundesbürger von ihrer Trübsinnigkeit befreien.

Die Deutschen haben bei der derzeitigen Wirtschaftslage eigentlich nichts zu lachen. Wäre da nicht Kabarettist Lars Reichow, der sein Publikum zumindest für einen Abend aus dem Jammertal herausholt. Einer, der sich überhaupt nicht erklären kann, "warum die Leute in Deutschland schlecht gelaunt sind". Schließlich sende Jürgen Fliege nicht mehr, und Jürgen Drews singe nur noch auf Mallorca. "Das sind doch Weiterentwicklungen!", stimmt der Kabarettist sein Publikum optimistisch. Durchhalteparolen wie "Es geht aufwärts" oder "Ich glaube, Deutschland ist reformfähig" streut er ins Programm mit ein. Klischeehaftes zum Thema Deutschland, Stichwort "Bierzeltschunkeln" und "Ordnungsliebe", verpackt der Künstler als positive Eigenschaft der Deutschen. Also alles gut? Wohl kaum. Das gesteht auch Reichow ein, wenn er von einem Arbeitslosen erzählt, der seinem Job im Land des Lächelns begegnet. Über die Lebenssituation von Managern hat sich Reichow ebenfalls Gedanken gemacht, und so zeichnet er das Bild des "Familienvorstandsvorsitzenden", den seine Frau aus 50 Meter Abstand fragt: "Wollen der Herr heute Nacht noch fusionieren?" Dass die Diskussion um Geschlechterunterschiede bei Comedians sehr beliebt ist- siehe Mario Barth und sein Frau-Deutsch-Wörterbuch - macht sich Reichow zu Eigen, um seine männliche Sichtweise auf so manche weibliche Eigenart zu präsentieren. Da hat der 41-Jährige unter anderem die "Dekomania", auch Dekorationswut, ausgemacht. Neben den Wortbeiträgen gehört auch Klaviermusik ins Programm von Reichow. Mal hart und impulsiv, mal nachdenklich und sanft passt der Kabarettist seine Musik dem Ausdruck seiner Worte an. "Für mich ist Glück, wenn ich den ganzen Tag alleine bin, und abends sind alle wieder da", freut sich Reichow über alltägliche Kleinigkeiten. Eine Vorstellung, die beim Publikum ankommt. "In seinem Programm ist etwas zum Nachdenken und zum Lachen dabei", sagt Zuschauer Jan Otto Hölle. Einen Teil des Weges zu seinem Ziel, "die deutsche Depression zu besiegen", hat Lars Reichow an diesem Abend in der Tufa zurückgelegt.

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