Raus aus der Abwärtsspirale

Trier · Alkohol stürzt viele Obdachlose in eine Krise. Die Initiative "Eintritt" hat sich zum Ziel gesetzt, die Betroffenen wieder aus dem Teufelskreis herauszuholen. Innerhalb eines Jahres haben dadurch bereits 14 Menschen wieder den Weg in ein normales Leben gefunden.

 Robert P. hat im Haus der Initiative „Eintritt“ eine feste Unterkunft gefunden. TV-Foto: Kai Hölscher

Robert P. hat im Haus der Initiative „Eintritt“ eine feste Unterkunft gefunden. TV-Foto: Kai Hölscher

Trier. "Mir hat die helfende Hand gefehlt", sagt Armin G. aus Trier. Der 44-Jährige hat monatelang auf der Straße gelebt und getrunken, viel getrunken. Die helfende Hand hat er in Ron-Michael Stallwood gefunden, der ihm half, auszusteigen aus dem Teufelskreislauf aus Alkohol und Obdachlosigkeit. Der 34-Jährige ist Gründer und ehrenamtlicher Projektleiter der Initiative "EinTritt", die sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen ohne Obdach von der Straße zu holen.
Die Initiative ist organisiert im Verein "Trier bewegt" und finanziert sich ausschließlich über Spenden. Seit der Gründung vor einem Jahr hat der Verein 14 Menschen geholfen. Wohnung, Arbeit, Suchttherapie sind die wichtigsten Schritte zur Wiedereingliederung. Zwei Obdachlose wurden resozialisiert, Armin G. ist einer davon.
Stallwood berichtet von dem ersten Kontakt: "Ich habe beobachtet, wie es Armin immer schlechter ging. Dann habe ich ihn einfach angesprochen." Stallwood glaubte daran, dass er Armin helfen könne. Er meldete ihn bei Behörden an, half ihm, einen Therapieplatz und schließlich eine Unterkunft bei Freunden zu finden. Mittlerweile hat Armin auch wieder Kontakt zu seiner Familie. Es war der Alkohol, der ihn auf die Straße brachte, ihn die Termine bei der Agentur für Arbeit verpassen ließ. Nun ist Armin trocken und auf Jobsuche. Er möchte wieder als Schreiner arbeiten, wie früher, bevor er die Alkoholprobleme bekam.
Andere Erfahrungen auf der Straße hat Armins Freund Robert P. gemacht. Der 33-Jährige wohnt zurzeit in dem renovierungsbedürftigen Haus in der Innenstadt, das der Initiative als Anlaufstelle dient. Der gebürtige Tscheche zog jahrelang quer durch Europa und hielt sich mit Flötenspiel über Wasser. "Mich hat die Freiheit gereizt", gesteht er. Irgendwann wusste er, dass Alkohol Teil seines Lebens geworden war. Nach Trier kam er eher zufällig und blieb. "Irgendwann hat mir auch das Trinken Spaß gemacht", sagt er. Spätestens als er sich mit einem Mädchen anfreundete, merkte er, dass er so nicht weitermachen konnte. Schließlich entschloss er sich mit Hilfe von "Eintritt" dazu, eine Entzugstherapie in Tschechien zu machen. Seit einigen Wochen arbeitet er nun als Bauhelfer auf einer Baustelle. Seine Ziele: trocken bleiben, Geld verdienen und eine neue Wohnung finden. Denn im Haus der Initiative kann er auf Dauer nicht bleiben. "Das Haus steht bis Mai 2012 zur Verfügung, danach ist es ungewiss, wie es weitergeht", sagt Projektleiter Stallwood. Er hoffe auf Unterstützung durch die Stadt. Das Ziel: eine neue Anlaufstelle und eine hauptamtliche Stelle für die Initiative. Informationen gibt es bei Trier bewegt in der Pfützenstraße 1, auf der Homepage www.trierbewegt.de oder per E-Mail an info@trierbewegt.de. Ein Spendenkonto von Trier bewegt ist bei der Sparkasse Trier eingerichtet. Spenden unter "Eintritt" an das Konto 10 10 412, BLZ 585 501 30.

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