Raus aus der Krankheit

Der Club aktiv Trier bietet in seinem neuen Projekt "Bau-Art" psychisch behinderten Menschen Unterstützung und berufliche Qualifizierung an und somit neue Perspektoiven.

Trier. (RAFA) Die Testphase ist beendet, am 2. Mai startet das Projekt "Bau-Art" des Clubs aktiv, das zusammen mit Partnern psychisch behinderten Menschen berufliche Perspektiven eröffnen möchte. Eine dreimonatige Testphase wurde nach drei Monaten im März abgeschlossen. Der Club Aktiv und seine Kooperations- und Projektpartner freuen sich über die ersten Früchte ihrer Zusammenarbeit: Auf einem Gelände der Deutschen Bahn steht das erste Gebäude, dessen Fassade von den Teilnehmern des Projekts renoviert und künstlerisch gestaltet wurde. "Wenn ich mit dem Zug nach Koblenz fahre, sehe ich diesen Lagerschuppen", sagt Marianne Diercke (Name geändert), eine der sieben Teilnehmer, die bei der Testphase dabei waren. "Ich habe viele neue Dinge gelernt: losen Putz abschlagen, um die Wände neu zu verputzen, Türen abschleifen, mit Farbe arbeiten und noch einiges mehr", erzählt die junge Frau, die wegen ihrer Krankheit vor vier Jahren ihre Ausbildung abbrechen musste. Sie leidet unter den Folgen eines Kindheitstraumas, das im erwachsenen Alter zu krankhafter Unsicherheit bezogen auf fremde Menschen und Angstzuständen führt. Die 25-Jährige braucht eine psychotherapeutische Behandlung, die mit einem gewöhnlichen Arbeitstag nicht zu vereinbaren ist. Auch trägt der fehlende Berufsabschluss erschwerend dazu bei, dass Marianne Diercke keine Arbeitsstelle findet. Für Außenstehende schwer nachvollziehbar

"Von einem Rollstuhlfahrer wird nicht erwartet, dass er die Treppe hoch läuft, aber von jemandem, der Depressionen, Angstzustände oder eine andere psychische Erkrankung hat, wird häufig verlangt, dass er das doch kann", erzählt Tu Le Ky, Leiterin des Projektes. "Solche Menschen werden oft für unmotiviert und faul gehalten. Diese Erkrankungen sind für Außenstehende schwer nachvollziehbar, da sie in den meisten Fällen nicht sichtbar sind", erklärt die Psychologin weiter. Diese Einstellung führt für Betroffene häufig zum Verlust ihres Arbeits- oder Ausbildungsplatzes. Daher entstand im Club Aktiv in Kooperation mit dem Verein "transcultur e.V." und der Firma BHG Trier GmbH, die entsprechende künstlerische und handwerkliche Anleitungen gewährleisten, die Idee zu einem Projekt, das trotz eines geschützten Raumes auch Bedingungen des Arbeitsmarktes bietet. Als Projektpartner tritt die Deutsche Bahn Regio AG, Region Südwest auf, die mehrere Objekte zu Verfügung stellt. So bietet "Bau-Art" vom Club Aktiv nicht nur psychosoziale Begleitung und Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung, sondern auch eine Vielfalt von Qualifizierungsmöglichkeiten in verschiedenen Berufsfeldern an: vom Maurer/in und Tischler/in bis zum Zimmerer/in und Dachdecker/in. Das Projekt ist für 2,5 Jahre und 15 Plätze ausgelegt."Die Testphase hat mir gezeigt, dass ich es schaffen kann, einen neuen Beruf zu erlernen, um damit später einen Arbeitsplatz zu finden. Ich kann wieder mit Freude in meine Zukunft sehen", sagt Marianne." Sie ist nur eine der in Trier lebenden Menschen mit psychischen Beeinträchtigung, die jetzt eine neue Chance erhalten, aus ihrer Krankheit heraus zu finden und in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, um dadurch ihr Leben wieder selbst in den Griff zu kriegen.

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