Umwelt Recyclingbetrieb zieht weg aus Trier

Trier · Die Firma Eu-Rec verlegt ihren Betrieb nach Süddeutschland. Damit dürfte der seit gut eineinhalb Jahren ruhende Konflikt zwischen der Firma und den Anwohnern für immer beigelegt sein.

 Verlegt die Recyclingfirma Eu-Rec ihren Betrieb nach München, dürfte der Konflikt mit den Anwohnern ein für allemal beigelegt sein. TV-Foto: Friedemann Vetter

Verlegt die Recyclingfirma Eu-Rec ihren Betrieb nach München, dürfte der Konflikt mit den Anwohnern ein für allemal beigelegt sein. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (VE.) ("TV-Upload Vetter"

Trier Allein die Erwähnung des Firmennamens Eu-Rec löste in der Vergangenheit in Pfalzel Schimpftiraden aus: Kaum ein Anwohner, der sich nicht über den Betrieb im Trierer Hafen ärgerte. Schließlich waberte von dort immer wieder - insbesondere an warmen Sommerabenden - ekelerregender Gestank in den Stadtteil.

Die Anwohner gingen auf die Barrikaden. Schließlich zog die Aufsichtsbehörde die Bandagen stramm: Der Betrieb wurde stillgelegt, bis neue Abluftfilter und Waschanlagen installiert waren. Außerdem musste ein externer, unabhängiger Betriebsleiter eingestellt werden, um die regelmäßige Wartung der Maschinen zu gewährleisten. Seit Sommer 2016 produziert die Eu-Rec ohne Gestank. Nennenswerte Beschwerden seitens der Anwohner gibt es nicht mehr.

Trotzdem will Geschäftsführer Willi Streit in Trier nicht mehr weitermachen. "Ich verlege meinen Betrieb im nächsten Jahr nach Süddeutschland", bestätigte er am Mittwoch entsprechende Informationen des TV. Produktionsmaschinen, Folienwaschanlage und Filter sollen abgebaut und in der Nähe von München wieder in Betrieb genommen werden. "Der Wechsel hat wirtschaftliche Gründe. In München werden wir mit einem Betrieb zusammenarbeiten, der Abfallfolien sammelt und sortiert. Die Weiterverarbeitung am gleichen Standort spart Kosten", erklärt Streit. Dass er die Eu-Rec verkaufen will, hatte Streit zwar bereits auf dem Höhepunkt des Zerwürfnisses mit Anwohnern und Stadtverwaltung angekündigt. "Letztlich spielt das aber keine Rolle mehr, schließlich produzieren wir seit Sommer 2016 ohne Ärger, und die Umsatzzahlen gehen auch wieder nach oben", sagt Streit.

Die 25 Eu-Rec-Mitarbeiter will Streit teilweise mit nach München nehmen und teilweise als Fahrer einsetzen. Denn einige Eu-Rec-Kunden werden auch nach der Betriebsverlegung noch Wertstoffe in Trier anliefern, die dann von dort in verschiedene Weiterverarbeitungsstätten geliefert werden müssen.

Den Betrieb mit den Hallen und den rund 33 000 Quadratmetern Fläche will Streit an die Firma Remondis verkaufen.
In Spitzenzeiten habe seine Firma 15 Millionen Umsatz pro Jahr gemacht, sagt Streit. Als vor gut vier Jahren der Ärger losging und der Betrieb monatelang nicht produzieren durfte, seien die Umsätze allerdings in die Knie gegangen - und auf etwa sechs bis sieben Millionen Euro gesunken. Mit dem Wegzug der Eu-Rec verliert die Stadt die Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Auf welche Summe sich der Steuerausfall beläuft - dazu wollen weder Streit noch die Stadtverwaltung wegen des Steuergeheimnisses Angaben machen. Nach TV-Informationen zählt der Betrieb zwar nicht zu den fünf größten Gewerbesteuerzahlern der Stadt - bemerkbar machen dürfte sich das Minus in der Stadtkasse trotzdem.

Dennoch hatte sich Oberbürgermeister Wolfram Leibe in den Eu-Rec-Krisenzeiten höchstselbst für den Verkauf der Firma ausgesprochen. "Jetzt freuen wir uns für die Pfalzeler, denn wir hoffen, dass es nun keine so dramatischen Konflikte mehr zwischen Wirtschaft und Bevölkerung im Stadtteil geben wird", teilte Leibe am Mittwoch auf TV-Nachfrage mit.KommentarMeinung

Kein Gestank, keine Steuern
Obwohl es seit Sommer 2016 nicht mehr stinkt, fühlten sich viele Pfalzeler weiter von der Eu-Rec bedroht. Dass er verkaufen will, hatte Willi Streit schließlich lange angekündigt. Die Angst ging um, dass ein neuer Besitzer den Betrieb übernehmen und die Produktionsabläufe ändern könnte - mit möglicherweise übel riechenden Folgen. Stattdessen wird das Gelände künftig als Abfallumschlagplatz genutzt. Von einer Firma, die bislang in Trier-West in direkter Nähe zur Wohnbebauung ansässig ist. Beschwerden über unangenehme Gerüche: unbekannt. Die Stadt verliert mit der Eu-Rec allerdings auch einen Steuerzahler - ein Problem, das zwar nicht stinkt, aber trotzdem eins ist.

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