Regen und Rosen

TRIER. (gsb) Vertreter der Stadt, Verbände und Gewerkschaften informierten am Trierer Kornmarkt und am Pranger über die Situation der Frauen in Deutschland. Doch der Internationale Frauentag im von der UNO proklamierten Jahr der Frauenrechte litt unter den widrigen Witterungsbedingungen.

Windböen, Nieselregen, dazu vier Grad plus - das ungemütliche Wetter sorgte dafür, dass auf dem Kornmarkt am frühen Nachmittag nur noch ein einsamer Stand des Ortsfrauenausschusses der IG Metall Trier aushielt. Der Info-Stand der städtischen Frauenbeauftragten sowie der Stand mit den körperbetonten Nana-Skulpturen hatte zu diesem Zeitpunkt schon vor Nässe und Kälte kapituliert. "Mit etlichen Frauen sind wir ins Gespräch gekommen", sagten die IG Metall-Frauen Hildegard Welter und Marlies Freudenreich. Mit ihren Kolleginnen hatten sie sich eigens für den Frauentag Urlaub genommen, verteilten Flugblätter, Rosen und Anstecker - und informierten. Ursprünge in Amerika

Ausgerechnet die am besten ausgebildete Frauengeneration aller Zeiten stoße in Deutschland immer noch auf erhebliche Schwierigkeiten. Hauptsächlich mit Nachteilen, die Frauen als Teilzeitbeschäftigte, als Mütter, bei der Karriere oder bei der Bezahlung haben, müssten Frauen kämpfen. Kindertageseinrichtungen seien von Nöten, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Bislang habe man Abendveranstaltungen am Frauentag durchgeführt, meinte Welter. Um auch in Schicht arbeitenden Frauen die Gelegenheit zum Mitmachen zu geben, habe die Gruppe erstmals tagsüber die Aktion ins Leben gerufen. Der Veranstaltung waren das Verteilen von Flugblättern und 700 roten Rosen in Betrieben der Region vorangegangen. Denn der Frauentag hat seinen Ursprung in Amerika, wo am 8. März 1857 New Yorker Textilarbeiterinnen einen Arbeitskampf zur Verbesserung ihrer misslichen Situation begannen. Das Motto der amerikanischen Frauenbewegung lautete daraufhin "Wir wollen Brot, aber auch Rosen" - daher wurden ebenfalls Rosen auf dem Kornmarkt verteilt. Etwas lebhafter ging es am Pranger zu. Dort hatten "Verdi-Frauen" ab dem Mittag eine Wand aus Kartons errichtet, auf denen Forderungen zur Gleichstellung der Frau formuliert waren. Für Aufmerksamkeit bei den Passanten sorgte der Stelzenläufer Levi Harrison, der als König gekleidet die Wand mehrmals zum Einsturz brachte - was den umgehenden Aufbau durch die Verdi-Frauen nach sich führte. "Das ist eine symbolhafte Schutzburg, die durch den Mann immer wieder zerstört und von uns Frauen wieder aufgebaut wird", erklärte Maria Bredin. Die Verdi-Frauen informierten, dass 20 Prozent aller Familien allein erziehend sind. Die Mehrheit der Haushalte werde dabei von Frauen geführt ,,die aufgrund der gesellschaftlichen Bedingungen Gefahr laufen, in die Armut zu rutschen.

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