Reich beschenkt

Großer Bahnhof für Franz Ronig: Rund 400 Gratulanten beehrten den langjährigen Chef der Bistums-Denkmalpflege und Kustos des Trierer Domschatzes zum 80. Geburtstag.

Trier. Franz Ronig hatte gut daran getan, das traditionelle "offene Haus" anlässlich eines runden Geburtstags diesmal auf die andere Straßenseite zu verlegen. Was die Kapazitäten des eigenen Domizils in der Windstraße bei weitem überfordert hätte, schaffte der Romanische Saal des Doms gerade noch: Mehr als 400 Gratulanten beehrten den Grandseigneur der kirchlichen Denkmalpflege zum Achtzigsten. Einige von ihnen nahmen dazu weite Wege in Kauf. Zum Beispiel zwölf ehemalige Nonnenwerther Klosterschülerinnen, die Ronig Anfang der 60er Jahre unterrichtet und, wie Beate Minder-Akbari aus Bonn es formuliert, "ins Leben geführt" hat. Sie waren aus ganz Deutschland angereist, was ihren einstigen Lehrer sichtlich rührte. Ronig absolvierte am Geburtstag ein strammes Programm. Vor dem Empfang zelebrierte er im Dom die 9-Uhr-Messe. In der Predigt bedankte er sich "bei all den vielen Menschen, denen ich an den verschiedenen Orten meines Wirkens begegnen durfte. Aus diesen Begegnungen bin ich als reich Beschenkter hervorgegangen."Bereits 700 Exemplare der Festschrift verkauft

Das "Beschenken" beruht auf Gegenseitigkeit, wie sich anschließend beim Empfang im Romanischen Saal des Domkreuzgangs zeigte. Als "Hauptpräsent" überreichte Herausgeber Michael Embach Ronig das erste Exemplar der Festschrift "Geist und Augen weiden. Beiträge zur Trierer Kunstgeschichte" (Kliomedia-Verlag Trier).Dabei handele es sich, wie Embach feststellte, "eher um eine Gabe von Ihnen an uns", denn das 600-Seiten-Werk enthält mehr als 30 reich illustrierte Beiträge aus Ronigs Feder zu Kunst, Liturgie und Geschichte Triers und des Bistums. Die Aufsätze unter anderem über Dom und Liebfrauen, den Codex Egberti, den heiligen Simeon oder die Kirchen von Bleialf, Bitburg und Mettendorf bieten einen repräsentativen Querschnitt durch das Forschen und Publizieren des Mannes, der 31 Jahre lang das Amt für kirchliche Denkmalpflege geleitet hat und seit 1971 der Kustos des Trierer Domschatzes ist.So viel erstmals in einem Buch vereintes Fachwissen kommt gut an. Von der 1000er-Auflage gehen nur rund 300 in den Buchhandel. 700 Exemplare wurden bereits per Subskription abgesetzt. Die Festschrift schließt, wie Embach sagte, eine schmerzliche Lücke in der regionalen Kunstgeschichts-Literatur. Angesichts des immensen Schaffens Ronigs böte sich aber durchaus ein zweiter Band an: "Vielleicht zum 85. Geburtstag". Der Jubilar, eine bekennende rheinische Frohnatur, vernahm's mit dem bekannten verschmitzen Lächeln und sagte leise: "So Gott will!"

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