Reminiszenz an die (gute) alte Zeit

TRIER-WEISMARK. Im Advent 2003 brachte sie als 79-jährige literarische Spätstarterin in eigener Regie das Buch "Erinnerungen an die (gute) alte Zeit" heraus. "Ich bin froh, dass ich mir diesen Traum erfüllen durfte resümiert Rosa Lenz heute.

Das Leben ist nicht zuletzt auch das, was man daraus macht. Erst recht im Alter. Träge sein, sich hängen lassen - das käme für Rosa Lenz nie in Frage: "Ich habe das nicht anders kennen gelernt. Zuhause in Lonzenburg waren wir fünf Kinder. Wir mussten zusammenhalten und miteinander arbeiten, um existieren zu können." Den Familiengeist und das Miteinander pflegt sie auch mit ihren inzwischen 81 Lenzen. Von Enkelbetreuung bis Handarbeiten ("Gehäkels") - "Oma Röschen" absolviert neben ihrem eigenen Haushalt ein ansehnliches Zusatzprogramm. "Und zwar sehr gerne", wie sie versichert. Vor zwei Jahren verschaffte sie sich noch zusätzliche Aufregung der positiven Art. In einem Alter, in dem auch die emsigste Fleißbiene an wohlverdientes Kürzerfliegen denken dürfte, legte Rosa Lenz einen Zahn zu und veröffentlichte in eigener Regie ein Buch. "Erinnerungen an die (gute) alte Zeit - Erzählungen von Rosa Antonia Lenz", heißt das Werk, mit dem sie nicht zuletzt einen Wunsch vieler Leser des Trierischen Volksfreunds erfüllte. Der TV hatte im Juli 2003 in seiner "Impulse"-Beilage Menschen vorgestellt, die Ungewöhnliches tun und anderen Mut machen. So auch über die Seniorin vom Bildstock in Feyen-Weismark, die erst im Rentenalter mit dem Aufschreiben ihrer Lebenserinnerungen begonnen hatte. Nach dem Bericht hagelte es Anfragen: "Wann gibt es die Geschichten in Buchform?" "Es ist schön, wenn ich anderen Menschen Mut machen konnte. Aber das große Interesse hat auch mir selber Mut gemacht und eine neue Lebenserfahrung beschert", sagt die schriftstellerische Spätstarterin heute. Aus dem, was sie über fast zwei Jahrzehnte hinweg fein säuberlich niedergeschrieben und in Ringordnern gesammelt hatte, entstand mit Hilfe von Sohn Josef Lenz und Schwiegertochter Marita ein ansprechendes und liebevoll gestaltetes Druckwerk. Die 1000 Exemplare bezahlte sie von Erspartem. Einige Bücher fanden Abnehmer in Frankreich und in den USA.Fithalte-Programm für den Kopf

Vor allem aber erfreuten sich Menschen aus dem Raum Trier am Schatz der Erinnerungen an die Kindheit, die Schulzeit in Pluwig, die Lehrjahre als "Pfarrhaus-Röschen" in St. Josef Koblenz, die letzten Kriegsmonate, die bittere Not danach und die Arbeit bei der Romika. Der Leser erfährt auch viel von Hans Lenz (1924-2001), den Rosa, geborene Steffen, 1952 heiratete und zu dem sie in dessen Elternhaus in der Siedlung an der Weismark zog. "Ich glaube, er wäre stolz auf mich", sinniert Rosa Lenz. Denn sie hat auch das zu Ende geführt, wozu er nicht mehr kam. Sie fasste seine handschriftlichen oder diktierten Lebenserinnerungen zu einem exklusiven Buch zusammen, von dem nur wenige Exemplare existieren. Die verbleiben bei den Lenzens und bei den Nachkommen der französischen Familien, in denen Hans Lenz als Kriegsgefangener Unterschlupf und Arbeit und Freunde fürs Leben fand. Die Kontakte nach Frankreich pflegen die Witwe und die Familien ihrer vier Söhne weiterhin: "Das ist uns ein Herzensanliegen." Ihr eigenes Buch hat Rosa Lenz positive Resonanz beschert. Sie erhielt Einladungen zu Lesungen und viel Besuch von Menschen, die in den "Erinnerungen an die (gute) alte Zeit" sich oder ihre Heimat im Pluwiger Ländchen wiederfanden. "Das alles hat mir bestätigt, dass es richtig war, mir einen Ruck zu geben und den Traum vom Buch zu erfüllen." Auch wenn sie anfangs "ein mulmiges Gefühl" hatte: "Ich bin ein ganz einfacher Mensch und keine Schriftstellerin." Sie habe überhaupt nur mit dem Schreiben angefangen, weil Enkelin Andrea (heute 24) die erzählten Anekdötchen so gut gefallen haben "und ich die kleinen Geschichten deshalb vor dem Vergessen bewahren wollte". Rosa Lenz schreibt weiter - "aber nur für den Hausgebrauch und für runde Geburtstage oder Goldene Hochzeiten in der Nachbarschaft. Für solche Gelegenheiten will ich immer etwas parat haben". Schreiben betrachtet sie zudem als Fithalte-Programm für den Kopf. Das Talent der Großmutter fällt bei den jüngsten Enkeln offenbar auf fruchtbaren Boden: Felix (fünf Jahre) erzähle und André (fast acht) schreibe schon "sehr schöne Geschichten". Das Buch "Erinnerungen an die (gute) alte Zeit" ist noch erhältlich bei Interbook und bei Rosa Lenz (Am Bildstock 47, Telefon 38391), die es auf Wunsch gerne signiert.

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