Rettung für die Mauern von Sankt Matthias

Trier-Süd · Von außen ist es nicht zu erkennen - doch der Kern der Benediktinerabtei St. Matthias besteht derzeit aus einer Baustelle. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten begannen vor zwei Jahren, dauern voraussichtlich bis 2017 und werden nach dem heutigen Stand insgesamt rund 4,6 Millionen Euro kosten.

 Informieren sich über den Sanierungsstand am Kreuzgang (von links): Helmut Schröer, Vorsitzender der St. Matthias Stiftung, Architekt Karl Feils und Abt Ignatius Maaß, Abtei St. Matthias. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Informieren sich über den Sanierungsstand am Kreuzgang (von links): Helmut Schröer, Vorsitzender der St. Matthias Stiftung, Architekt Karl Feils und Abt Ignatius Maaß, Abtei St. Matthias. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Trier-Süd. Für die historische Bausubstanz zeigte die Uhr fünf vor zwölf, als 2013 nach umfangreicher kunsthistorischer wie technischer Planung die Arbeiten begannen. Seit 2009 waren dabei Schäden aufgenommen, analysiert und kartiert worden. Ein wissenschaftlicher Beirat, dem auch die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner angehörte, begleitete diese Arbeit. Die Ergebnisse der Schadensanalyse verhieß nichts Gutes: In einigen Bereichen war die Statik des Gebäudes instabil, im gotischen Ostflügel, dem ältesten Teil der Klosteranlage - drückte das Mauerwerk nach außen, Nässe durchzog die Fundamente des Kreuzgangs. Zudem wurden während der Arbeiten erhebliche Schäden im Holzgebälk entdeckt.
Über den gerade abgeschlossenen ersten Bauabschnitt, bei dem zunächst der Kreuzgang rund um den Innenhof trockengelegt werden musste, haben gestern Abt Ignatius Maaß, Helmut Schröer vom Kuratorium St. Matthias Stiftung sowie Architekt Karl Feils informiert. Sowohl durch die Lage der Abtei zwischen Hang und Mosel, aber auch durch die ungenügend abgedichteten mittelalterlichen Abflüsse waren die Fundamente des Kreuzgangs stark durch Feuchtigkeit belastet. Im ersten Bauabschnitt galt es daher, diesen Gebäudeteil trockenzulegen und nachhaltig abzudichten. Zudem wurde eine Drainage angelegt.
Diese Arbeiten sind nun abgeschlossen. Noch warten Innenhof und Kreuzgang auf ihre Restaurierung. Dabei soll die historische Bausubstanz so weit wie möglich erhalten und nach folgendem Restaurierungskonzept gesichert werden: Erneuerung aller Plattenbeläge, Entfernung neuzeitlicher Wandverputze bei Erhalt und Konservierung von darunterliegendem historischen Verputz, Konservierung historischer Mauern, wobei das ursprüngliche Steinmaterial weitgehend erhalten werden soll, Austausch von Steinen nur dort, wo es unumgänglich ist.Ostflügel wird nun saniert


Inzwischen hat die zweite Bauphase begonnen, bei der das Hauptaugenmerk dem frühgotischen Ostflügel mit seinem mittelalterlichen Dormitorium (Schlafsaal) gilt. Das Hauptproblem dieses ältesten Teils der Abtei ist die unsichere Statik: Das tragende Mauerwerk ist der Last der oberen Stockwerke nicht mehr gewachsen und drückt sich bis zu 30 Zentimeter nach außen. Ursache ist nicht nur der Zahn der Zeit. Bei Umbauten hatte man in den vergangenen Jahrhunderten nicht vor Eingriffen in tragende Elemente zurückgescheut. Zudem wurde die Last der oberen Geschosse durch Erweiterungen und Einbauten zusehends erhöht.
Um die Statik wieder herzustellen, ist der Einbau einer besonderen Stahlkonstruktion mit vier riesigen Klammern quer durch den Ostflügel geplant. Diese werden den Seitendruck auffangen und die Mauern entlasten.
Weitere Bauabschnitte am Ensemble der verschiedenen Klostergebäude folgen. Auch das achteckige Fundament eines mittelalterliches Brunnenhauses, das mitsamt einer Wasserschale bei den Arbeiten im Innenhof entdeckt wurde, soll sichtbar erhalten bleiben und überdacht werden.
Bauherr ist die Benediktinerabtei St. Matthias. Unterstützt wird sie von der Trierer St. Matthias Stiftung. "Die Arbeiten werden noch Jahre dauern - wie lange genau, das wissen wir heute nicht, denn das hängt vom Fluss der Fördermittel ab", erklären Abt Ignatius Maaß und Helmut Schröer. Finanziert werde jeweils zu einem Drittel aus eigenen Mitteln - bestehend aus Bistumsbeihilfen und Spenden der Stiftung - zu einem Drittel auf Fördergeldern des Bundes und zu einem Drittel aus einer Förderung des Landes. Abt Ignatius: "Ohne die Hilfe der Stiftung könnten wir das nicht bewerkstelligen. Und Helmut Schröer vom Kuratorium sagt: "Das Interesse an dieser Abtei ist sehr hoch. Und hoch sind auch die Spenden, die oft bei besonderen Anlässen zugunsten der Abtei gesammelt werden."
Am 21. Juni, 14 bis 17.30 Uhr, laden die Brüder der Abtei zu einem Tag der offenen Tür ein, um über den Stand der Restaurierung zu informieren.Extra

 Der Kreuzgang der Abtei St. Matthias in den 30er Jahren. Foto: Abtei St. Matthias

Der Kreuzgang der Abtei St. Matthias in den 30er Jahren. Foto: Abtei St. Matthias

Die 1148 geweihte Basilika St. Matthias ist Grabkirche, Wallfahrtskirche, Mönchskirche und seit 1803 auch Pfarrkirche. Seit 1500 Jahren gibt es klösterliches Leben. Seit 1127 wird dort das Grab des Apostels Matthias verehrt - das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen. Heute leben 17 Brüder in St. Matthias. Von ihnen sind einige beruflich außerhalb der Klostermauern als Richter, Stadtplaner und Krankenhausseelsorger tätig. Die St. Matthias Stiftung ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts. Ihr Zweck ist die Förderung der Benediktinerabtei St. Matthias sowie die Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege im Klosterbereich. Die Erlöse des Stiftungskapitals und die Spendenerträge ermöglichen nach Angaben des Vorstands eine dauerhafte Werterhaltung des Kulturguts St. Matthias. f.k.

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