Rettung in letzter Sekunde

TRIER. Kurz vor Weihnachten bekam das Tierheim Zewen unerwarteten Zuwachs. Gemeinsam mit dem Veterinäramt fanden die Tierpfleger in einem Haus in Trier 135 Meerschweinchen in hygienisch katastrophalen Verhältnissen auf. Am gleichen Tag hatten Behörde und Tierheim-Mitarbeiter in der Verbandsgemeinde Kell am See neun Hunde aus einem alten Stall befreit. Für zwei Tiere kam jede Hilfe zu spät.

"Man empfindet Wut und Entsetzen, wenn man sieht, was die Tiere erleiden mussten", sagt Tierheim-Chef Andreas Lindig. In diesem Jahr haben rund 1500 Tiere Aufnahme im Tierheim Zewen gefunden. Größter Einzelzugang waren die 135 Meerschweinchen, die sich im Haus einer älteren, alleinstehenden Frau unkontrolliert vermehrt hatten. Fünf Stunden dauerte die Räumung der zwei Zimmer, in denen sich die Tiere freilaufend aufhielten. "Das Haus war restlos verunreinigt. Mehrere Schichten von Stroh und eingetrocknetem Kot bedeckten den Fußboden", berichtet Lindig.Die Meerschweinchen wurden direkt in der Feyener Tierklinik untersucht und von Parasiten befreit. Rund 30 Tiere müssen noch weiter medizinisch versorgt werden. Zahlreiche Meerschweinchen-Damen waren trächtig und werden in der nächsten Zukunft für weiteren Nachwuchs sorgen. "Die Besitzerin, die ihren ganzen Lebensinhalt ihren Tieren gewidmet hatte, war bis zuletzt von der guten Haltung ihrer Tiere überzeugt. Dieser Fall wird das Ordnungsamt und das Veterinäramt noch eine Zeit lang beschäftigen", erklärt Amtstierärztin Ute Marx.Am gleichen Tag deckten Tierpfleger und Amtstierärztin einen zweiten Fall von Tierquälerei in der Verbandsgemeinde Kell am See auf. Neun Hunde wurden halb verhungert aus einem dunklen, kalten und verschmutzten Schuppen befreit. Für zwei Tiere allerdings kam jede Hilfe zu spät. "Eine Hündin musste sofort in die Tierklinik gebracht werden, sonst hätte sie die Nacht nicht überlebt", berichtet Lindig. Die anderen Hunde waren extrem abgemagert, von Parasiten befallen und litten an Ohrenentzündungen, ein weiteres Tier hatte schwere Bissverletzungen an Kopf und Ohren.Sechs Monate Regeneration im Tierheim

"Die Kosten, die durch die Wegnahme und Unterbringung der Tiere im Tierheim entstanden sind, müssen vorerst vom Kreis übernommen werden. Der Besitzerin droht ein Tierhalteverbot und eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen Paragraph 1 des Tierschutzgesetzes", so Ute Marx. Die Hunde bleiben für mindestens sechs Monate im Tierheim, bevor sie an neue Besitzer vermittelt werden.Dank der Zusammenarbeit zwischen Tierheim und Veterinäramt ist es möglich, zum Wohle der Tiere zu handeln. Die Behörde kann die Gesetze konsequent durchsetzen, in derartig schwerwiegenden Fällen einschreiten und Sanktionen veranlassen. Das Tierheim sorgt für Transport, Unterkunft und Pflege der Tiere. Das gemeinsame Ziel, so Amtstierärztin Ute Marx, sei der Tierschutz. "In den vergangenen zehn Jahren ist die Kooperation stetig gewachsen und funktioniert sehr zufriedenstellend", so Tierheimleiter Lindig.Doch auch präventive Arbeit und Aufklärung seien nötig. "Gerade in der Zeit vor Weihnachten müssen wir klar machen, dass Tiere keine Konsumartikel sind", sagt Lindig. Er warnt davor, Kindern oder älteren Verwandten als Zeitvertreib einen tierischen Hausgenossen zu schenken. "Wir geben kein Tier heraus, bevor klar ist, dass die finanziellen Mittel, die nötige Zeit und genügend Platz zur Verfügung stehen", so Lindig. Er rät dazu, zunächst Käfige oder Gutscheine zu schenken undmit den Tieren im Vorfeld im Tierheim Kontakt aufzunehmen. Lindig und sein Team stehen Interessierten auch nach erfolgreicher Vermittlung mit Rat und Tat zur Seite.Wer Andreas Lindig und sein Team finanziell unterstützen will oder sich für ein Tier interessiert, wendet sich an das Tierheim Zewen, Heidenberg 1, 54294 Trier. Telefonisch ist das Tierheim montags bis freitags zwischen 8 bis 12 Uhr unter 0651/9983338, und dienstags bis samstags zwischen 14 und 17 Uhr unter 0651/86156 zu erreichen. E-mail: info@tierheim-trier.de. Spendenkonto: Sparkasse Trier, BLZ 58550130, Konto-Nr.: 155 200.

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