Rheinisch fröhlich

"Ich habe nicht damit gerechnet, so alt werden zu dürfen", sagt Karl Haehser. Mehrfach ist der dem Tod von der Schippe gesprungen; zum 80. Geburtstag am heutigen Montag gönnt sich der große alte Mann der Trierer SPD einen großen Bahnhof.

 Auch als Polit-Pensionär immer noch gerne mittendrin: Karl Haehser (rechts) mit Ehefrau Anita und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier beim Neujahrsempfang 2006 der SPD Trier. Foto: TV-Archiv/Roland Morgen

Auch als Polit-Pensionär immer noch gerne mittendrin: Karl Haehser (rechts) mit Ehefrau Anita und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier beim Neujahrsempfang 2006 der SPD Trier. Foto: TV-Archiv/Roland Morgen

Trier. Karl Haehser hat sorgfältig geplant: "Die Laudatio hält Malu Dreyer. Dann sprechen Karl Bruch und Klaus Jensen. Nach einem Zwischenspiel der Wolfgang-Kernbach-Jazzband richte ich einige Dankesworte an die Gäste. Anschließend bleibt viel Zeit für Gespräche." Die Geburtstagsparty heute Abend in der Nells-Park-Orangerie soll sein letzter großer Auftritt in eigener Sache sein. "Ich werde ja auch nicht jünger", scherzt Haehser und zeigt sich "froh und dankbar, überhaupt feiern zu können".Verständlich, angesichts einer Reihe schwerer Operationen sowie zweier Herzinfarkte, die er in den letzten zwei Jahrzehnten über sich hat ergehen lassen müssen. Die heute überstandenen Krankheiten brachten die Wende im Leben des Mannes, der zu den einflussreichsten und erfolgreichsten Politikern der Region zählte. Seit dem 22. Lebensjahr hauptamtlicher SPD-Funktionär, mit 27 Jahren in den Mainzer Landtag eingezogen, mit 37 in den Bundestag und von 1974 bis 1982 als Parlamentarischer Staatssekretär im Bonner Finanzministerium im Zentrum der Macht. Die Trierer Genossen haben ihren hoch dekorierten langjährigen Vormann längst zum Ehrenvorsitzenden gemacht.Dennoch ist die Liste der zum Fest erscheinenden 200 Gäste nur auf den ersten Blick SPD-lastig: "Meine Frau und ich haben Freunde und Wegbegleiter eingeladen - das sind bei weitem nicht nur Politiker." Damit es überschaubar bleibt, habe man "schweren Herzens" aber nicht jeden einladen können, "den man vielleicht doch gerne dabei hätte". Andere wiederum - ein ehemaliger und ein prominenter Trierer Sozialdemokrat - will Haehser an seinem Geburtstag nicht sehen; nicht einmal die Namen kommen ihm über die Lippen: "Denen ging es nur um sich. Die haben der Partei auf unterschiedliche Weise Schaden zugefügt". Und da hört für den gebürtigen Bendorfer, den einst Herbert Wehner scherzhaft einer "unausstehlichen rheinischen Fröhlichkeit" bezichtigte, der Spaß auf. Von Rentner-Distanz zum Polit-Geschäft keine Spur: "Nein, ich kann noch nicht ganz loslassen", gibt Haehser zu. Seine "dezenten Einmischungen oder Ratschläge" scheinen aber willkommen. Ein "Oh nein. Nicht der schon wieder" ist jedenfalls bei aktiven Funktionären nicht zu vernehmen. Haehser schreibt, liest und korrespondiert viel, sitzt "von 9.15 Uhr bis zum Mittagessen am Computer". Nachmittags steht ein einstündiger Spaziergang mit Gattin Anita (81) im oder um den Heimatstadtteil Mariahof auf dem Programm. Qual der Wahl für "Propeller-Charly"

Am runden Geburtstag ist Haehser gerne "Festgegenstand" und schart "so viele liebe Menschen um mich, wie ich es vielleicht nie wieder erleben kann". Die Nachkommenschaft (die Töchter Karla und Ute sowie sechs Enkelinnen und ein Enkel samt Anhang) und Schwester Thresel aus Bendorf-Sayn sind ebenfalls dabei.Der Jubilar hat sich einen neuen Anzug gekauft. Welche seiner charakteristischen Fliegen am Festtag zum Einsatz kommt, ist noch ungewiss. Krawatten-Verweigerer "Propeller-Charly" hat die Wahl zwischen gut vier Dutzend Exemplaren. Auch wenn es der angeblich "letzte große Bahnhof" ist, den er sich gönnt "und selbstverständlich aus eigener Tasche zahlt", steht das nächste Festereignis bereits ins Haus: 2009 feiern die Haehsers Diamantene Hochzeit.

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