Riesenansturm auf Triers gute Stube

TRIER. Seit gut einer Woche bevölkern wieder die Besucher des Trierer Weihnachtsmarktes, gelobt als einer der schönsten Deutschlands, Hauptmarkt und Domfreihof. Manche Geschäftsleute sprechen von einem erheblichen Umsatzanstieg. Andere dagegen sehen den Betrieb nur als "müde" an. Der Grund für viele: die milden Temperaturen.

Alle Jahre wieder kommt ...der Weihnachtsmarkt. Für manche schon im Vorfeld der Anlass, sich auf abendliche Glühweinrituale zu freuen. Oder gar nicht mehr hinzugehen, weil ja doch alles wie in den Vorjahren ist. "C´est bien ici!", lobt hingegen ein in Luxemburg lebender Spanier den in stimmungsvolles Licht verzauberten Domfreihof am Samstagabend. Weihnachtsmärkte dieser Art gebe es in seiner Heimat nicht. Deshalb ist er extra mit seiner Partnerin nach Trier gereist - und von der Atmosphäre und dem Angebot der Stände begeistert. "Zu warm für unser Produkt"

Weniger euphorisch zeigt sich allerdings die Dame auf der anderen Seite der Auslage. "Zu warm für unser Produkt", bedauert die Betreiberin eines Stands mit Hüten und Wollmützen aller Art - und wird auch am Sonntag bei 13 Grad plus nicht mehr Erfolg haben. Dennoch spricht sie von "tollen Leuten in Trier und netten Touristen". Gute Stimmung auch am Stand mit den Kräuterbonbons aus Limburg. Von einer "super" Organisation der Familie Bruch spricht die Kräuterbonbon-Chefin. "Wenn irgendwas ist, sind die fünf Minuten später da und helfen", lobt sie und deutet auf die aufwändige Dekoration um die Buden herum, für die die Veranstalter sorgten. "Das finden sie auf anderen Märkten nicht." Ihre süßen Sachen und ihr Service kommen gut an. Wie bei einer allergiegeplagten Familie aus dem Westerwald, der sie die einzelnen Inhaltsstoffe ihrer Produkte aufzählen kann. Der Bürstenstand aus der Pfalz ein paar Schritte weiter ist ebenfalls seit Jahren mit dabei. Der Betreiber will von einem angeblichen Wirtschaftsaufschwung nichts bemerkt haben und spricht von einem "müden" Betrieb. Das kann man allerdings vor den Glühwein- und Essensständen nicht behaupten. Die Bratwurst des Hintermanns im Nacken, den Glühwein der Vorderfrau verführerisch nahe vor der eigenen Nase, drückt man sich über den Markt. Kinderwagenschieber haben kaum Chancen im Gewühl, allerdings den Vorteil, ihrem gewünschten Richtungswechsel den gebotenen Nachdruck zu verleihen. "Eigentlich wollten wir unserer Tochter den Weihnachtsmarkt zeigen", sagen Janka und Holger Kuss, "aber es ist zu voll." Die Ruhe weg hat trotz der Menschenmassen Otto Schmidt. Der Weihnachtsmarkt-"Dino", wie er sich selbst bezeichnet, verkauft schöne Glasgravuren und -dekors und erzählt von Stammkunden, die von überall aus der Welt kommen. "Der Schwerpunkt im Weihnachtsmarkt sind die Touristen", meint er, "die Trierer sind zurückhaltender." Das gelte aber nicht für die Getränke- und Essensstände. Nicht so "ewig lang" wie im Vorjahr

Von Zurückhaltung ist auch bei dem Edelstein-Stand keine Spur. Ganze Pulks umlagern die glänzenden Stücke. Der Umsatz in der ersten Woche sei um 30 Prozent höher als im Vorjahr gewesen, meint der Standbetreiber Tobias Raible. Mehr englische Besucher als früher, französische Gäste wie ehe und je hat er beobachtet. Er ist froh, dass der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr nicht so "ewig lang" wie im Vorjahr ist. Wie gehabt seien in den ersten Tagen die Trierer Sammler gekommen - " die alten Kämpen." Der Grund für seinen Erfolg? "Wir geben uns auch Mühe, viel zu erklären und Stimmung zu vermitteln", meint der Duisburger. Und tatsächlich erklingen in diesem Moment weihachtliche Lieder auf der Bühne. Alle Jahre wieder ...

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