Risse in der Dachkonstruktion

TRIER. Nach den extremen Schneefällen vom Freitag hat das Schulamt die Turnhalle der Keune-Grundschule (Am Weidengraben) wegen Mängeln in der Dachkonstruktion vorsorglich gesperrt.

Nachdem am 2. Januar das Dach der Eissporthalle im bayerischen Bad Reichenhall unter tonnenschwerem Schnee eingebrochen war und 15 Menschen in den Trümmern starben, hatte die Stadtverwaltung Trier eine allgemeine Kontrolle ihrer Schulturnhallen in Auftrag gegeben. In der vergangenen Woche prüfte Statiker Norbert Krewer die Turnhallen. Prompt entdeckte er Risse in einem Leimbinder in der Halle der Keune-Grundschule. Und prompt setzten am Freitag die seit Jahrzehnten heftigsten Schneefälle in Trier ein.Keine "bayerischen Verhältnisse"

19 Zentimeter Neuschnee fielen auf dem Trierer Petrisberg, insgesamt lagen rund 23 Zentimeter Neu- und Altschnee auf der Höhenlage. "Damit lagen wir nur vier Zentimeter unter dem Schneerekord vom 12. Januar 1979", sagte Bernd Kulisch von der Wetterstation auf dem Petrisberg. Damals waren dort 29 Zentimeter Schnee gemessen worden, die höchste Schneelast seit Beginn der Messungen vor über 50 Jahren. "Bayerische Verhältnisse" seien das dennoch nicht, sagte Kulisch. "Der Schnee von Freitag war relativ trocken und damit leichter als die nassen Schneemassen in Bayern." Trotzdem verfügte die Stadt noch am Freitagnachmittag die sofortige Schließung der Halle - sowohl für den Schul- als auch für den Vereinssport (TV vom Samstag). "Die Schneemassen haben das Problem verschärft, aber auch ohne die zusätzliche Last muss die Halle schnellstmöglich repariert werden", erklärte Triers Schuldezernent Ulrich Holkenbrink. Nach den weiteren Schneeschauern der vergangenen Tage lagen auch am Montag bei der erneuten Begutachtung noch einige Zentimeter Schnee auf dem Hallendach. Mit dünnen Metallgeräten prüfte ein Mitarbeiter Krewers den Riss in einem der fünf großen Holzbauteile, die das Hallendach stützen: Auf knapp zwei Metern Länge hatten sich die miteinander verleimten Holzbalken rund zwei Millimeter auseinander gezogen. "Die Schubspannung ist nicht mehr gegeben", sagte Krewer. Weil mit weiteren Schneefällen gerechnet werden müsse, dürfe die Halle vorerst nicht genutzt werden. Schulamtsleiter Werner Houver, Klaus-Peter Quiring, Leiter des Amtes für Gebäudewirtschaft, und Statiker Krewer beschlossen das weitere Vorgehen: Am heutigen Mittwoch wird der Leimbinder mit Stützen stabilisiert, so dass das vordere Drittel der Halle wieder für den Schulsport genutzt werden kann. Noch in dieser Woche soll der Sanierungsauftrag an eine Schreinerei vergeben werden. Die soll Eisenbänder auf den Leimbinder dübeln und so dessen Stabilität und den Kräfteverlauf wieder herstellen. Bereits Mitte nächster Woche könnte die Halle wieder voll nutzbar sein. Training fällt aus, Spiele werden verschoben

Das dürfte etliche Sportmannschaften aufatmen lassen: Schließlich nutzen MJC, der Trimmelter SV und der Tarforster SV die Halle wochentags zum Training und am Wochenende für Liga-Heimspiele. Zur Zeit ruht das Training, und die Spiele fallen aus oder müssen verschoben werden. Dass die geplante Renovierung nur die Symptome einer durchfeuchteten Dachkonstruktion behebe, verneinten Quiring und Krewer - trotz vereinzelt sichtbarer Wasserläufe in den Balken und mehrerer beschlagener und mit Algen besetzter Scheiben. "Das Bauteil ist nicht wegen Nässe auseinander gegangen", sagte Quiring. Vielmehr sei der Leimbinder beim Bau der Halle vor 22 Jahren wohl feucht verbaut worden und habe sich im Anschluss zusammengezogen, mutmaßte Krewer. Dass ähnliche Schäden demnächst an den übrigen Leimbindern der Halle auftreten könnten, schlossen daher beide aus.

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