Rockige Colts

TRIER. (ruf) Zugegeben: Manchmal vergisst man, dass es knarrende Gitarren überhaupt noch gibt. Die Schmockrocker von "Pothead" helfen bei der Erinnerung und lassen sich im Exhaus recht lange dafür Zeit.

 Böse Buben: Brad Dope und Sebastian Meyer von der Band "Pothead" im Exzellenzhaus.Foto: Oliver Ruf

Böse Buben: Brad Dope und Sebastian Meyer von der Band "Pothead" im Exzellenzhaus.Foto: Oliver Ruf

Grunge-Rock mit Seattle-Bonus ­ das ergibt einen weiteren Baustein im nicht kommerziellen Musikkosmos fern jedweder Plattenindustrie. Und "Pothead" hadert mit den Konventionen. Man trägt Schlips und Sonnenbrille statt T-Shirt und Turnschuhe. Ein Brocken Selbstdarstellung mag dem Drei-Mann-Konzept daher unterstellt werden. Besonders Sänger, Gitarrist und Songschreiber Brad Dope übt den Böse-Buben-Auftritt. Breitspurig steht er da und nagt am Mikrofon. Sein Instrument hängt tief um den Hals, als sollten die Stücke aus der Hüfte geschossen werden. Die Nebelmaschine sorgt zumindest für die Atmosphäre rauchender Colts. Dann grollt Brad gegen die Obrigkeit ­ in Tonlagen, die tief in den Bauch hauen. Ein Zielgruppenproblem haben die beiden Amerikaner und Schlagzeuger Sebastian Meyer aus dem Sauerland nicht. Lange Haare und Lederkutte, das dürfte die meisten Gäste treffend beschreiben. Zwar müssen diese auf ein Vorprogramm verzichten, jedoch in der Gewissheit, dass "Pothead" selten eine Bühne unter drei Stunden verlässt. Es bleibt also genügend Zeit für dumpfe Riffs, verzwickte Rhythmen und zähe Sounds. Dabei dominieren Midtempostücke. Ohne viel Geplänkel oder falsch verstandene Attitüden tut "Pot-head" nichts anderes, als Rock zu spielen. Von Reißbrettmusik kann nicht die Rede sein, und doch gibt es Kalkül und Inszenierung. Denn die Gruppe benutzt dieselben Codes, wie sie alle Rockstars verwenden: Der Wechsel von harten Liedern und netten Balladen, die dunklen Farben aus den Scheinwerfern, die Wut in den Texten. Fast ein Rückfall in die schnoddrigen Zeiten des Grunge, wo der Klang noch ausgebrütet wurde, die Musiker zerknirscht und niemals gutgelaunt waren. Dieses Strickmuster kommt aber dennoch an. Eine eingängige Melodie, schwer dröhnende Gitarren, dahinwälzende Takte und desillusionierende Sätze haben noch keinem Rock 'n' Roll geschadet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort