Römerfest in Trier: Antike authentisch - bei 32 Grad (Fotos/Videos)

Trier · Triers zweites Römerfest startet bei tropischen Temperaturen. Die 300 Akteure und rund 2000 Besucher haben dennoch ihren Heidenspaß. Am Wochenende soll`s "so richtig rund gehen".

Ein Königreich für ein Pferd? Bestimmt nicht. Dann doch eher: Ein Imperium für ein schattiges Plätzchen und eisgekühltes Mulsum (Wein mit Honig). Die Akteure auf der Kaiserthermen-Palästra stehen für absolute Authentizität. Schon deshalb käme ihnen auch in schwierigen Situationen kein Shakespeare-Drama in den Sinn. Aber tauschen würde mancher von ihnen doch gerne.

Vor allem die Soldaten. Verständlich, denn das Thermometer zeigt 32 Grad an, und in der prallen Sonne schmoren sie erst recht in ihren Ausrüstungen. Aber ein richtiger Römerkämpfer kennt keinen Schmerz. Zumindest zeigt er ihn nicht.

Sonst würde Ritchie Pogorzelski ihn vor versammeltem Publikum zur Schnecke machen. Der Anführer der Cohors Praetoria (Kaiserliche Leibgarde) stellt erst einmal die unterschiedlichen Soldatentypen, ihre Waffen und ihre Kleidung vor. Schön martialisch. Und lehrreich: Der ärgste Feind der Legionäre? Legionäre! Wenn wieder mal Bürgerkrieg herrschte. Und vielleicht die Perser ("ebenfalls hochgerüstet und bestens ausgebildet").

Der aktuelle Feind ist unsichtbar und unerbittlich: die Hitze. Den 300 Akteuren macht es dennoch Spaß. "Es ist schön, hier sein zu dürfen", strahlt Désirée van Thiel. Die 40-jährige Holländerin ist Mitglied der Gruppe Legio XXI Rapax und verwandelt sich bei jährlich einem halben Dutzend Historienfestivals in die Zenturio-Gattin Arria. Die Trierer Veranstaltung ist für sie eine ganz besondere: "Ein Original-Schauplatz der römischen Geschichte. Und Trier war Kaiserstadt."

"Ein klarer Standortvorteil", bestätigt Hermann Klinkhammer. Der Historienevent-Macher aus Mechernich ist erneut fürs Programm zuständig und hatte diesmal "erst recht keine Probleme, gute Gruppen zusammenzubekommen". 230 Akteure waren es bei der Premiere im vergangenen Jahr, diesmal sind es 300. Einige davon hätten Anfahrten von mehr als 1000 Kilometern in Kauf genommen, um in Trier dabei sein zu können.

Die Mitwirkenden - darunter auch drei Gladiatorenteams wie das des Lokalmatadoren Jan Krüger - erhalten Honorar. Wie viel, ist offiziell nicht zu erfahren. Thomas Metz, Chef der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), die das Fest veranstaltet, lässt immerhin durchblicken, dass "um die 15 000 zahlende Besucher" kommen müssten, um die Produktionskosten zu decken. Für Erwachsene kostet der Eintritt pro Tag sechs Euro, für Kinder ab sechs und Jugendliche drei Euro. Außerdem gibt es günstige Familien- und Gruppenkarten.

Mainz werde auch in den kommenden Jahren Geld in die Hand nehmen und das Römerfest in Serie gehen lassen. Denn: "Wir wollen unsere große Geschichte lebendig machen", betont Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sprich: die Antike touristisch und fürs Image von Land und Stadt nutzen. Dazu gehört, dass neben Kämpfen und Aufmärschen Einblicke in ziviles Leben (Modenschau, Sklavenmarkt, Handwerk) geboten werden und es auch Programm eigens für Kinder gibt. Dass am Eröffnungstag "nur" rund 2000 Besucher kamen, ist einkalkuliert. "Am Wochenende wird's so richtig rund gehen", glaubt Ritchie Pogorzelski. Dann reist auch seine Partnerin aus Köln an, "und die bringt Mulsum mit". Der Prätorianer ist Kämpfer, aber auch Genießer.

Das Römerfest in den Kaiserthermen geht am Samstag und Sonntag weiter. Die Kaiserthermen sind jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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