Rollis geben gute Noten

TRIER. Für Rollstuhlfahrer ist der städtische Innenbereich fast ein Paradies. Die abgesenkten Bürgersteige und ebenerdigen Zugänge zu Behörden, Geschäften, Kirchen sowie sozialen und kulturellen Einrichtungen in Trier sind für Rollstuhlfahrer eine große Hilfe. Doch einige Hindernisse gibt es noch in der ältesten Stadt Deutschlands.

Anne Chérel und Sonja Hammes sind beide auf den Rollstuhl angewiesen und nennen sich selbst Rollis. Sie sind fast zufrieden mit den barrierefreien Fußgängerüberwegen und ebenerdigen Zugängen zu Gebäuden in Trier. Doch manchmal gibt es Probleme, wie Anne Chérel erzählt: "Ich wollte beim Bürgeramt einen Wohnberechtigungsschein. Den sollte ich in einem Nebengebäude am Augustinerhof abholen, was wegen des fehlenden Aufzugs nicht möglich war." Hans-Günther Lanfer vom städtischen Presseamt kann dies kaum glauben: "Wir rufen in solchen Fällen die zuständigen Kollegen oder machen einen Termin aus." Natürlich seien in den alten Verwaltungsgebäuden baulich bedingt nicht überall barrierefreie Zugänge möglich, aber "wir helfen immer", sagt Lanfer. Auch über den Theaterzugang sind die beiden jungen Damen im Rollstuhl nicht glücklich. "Es gibt nur zwei Rolliplätze. Nach vorheriger Reservierung müssen wir eine halbe Stunde vor Beginn am Bühneneingang sein. Danach geht es durch die Kulissen mit dem Lastenaufzug ins Theater", sagt Sonja Hammes. Verwaltungsdirektor Werner Reichert sieht die Situation nicht so dramatisch: "Die beiden Rollstuhlplätze reichen aus, die Nachfrage ist nicht so groß." Bei mehr als zwei Reservierungen würden seine Leute die Rollstuhlfahrer auch vom Rollstuhl in die Theatersessel tragen, fügt er hinzu. Ein Platz für die Betreuer sei immer daneben reserviert. Sonja Hammes ärgert sich über die schwer zu öffnende Eingangstür bei der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD). Miriam Lange von der ADD hat eine gute Nachricht: "Das gesamte Foyer einschließlich Eingangstür wird in Kürze behindertengerecht umgebaut." Auch bisher hätten die Kollegen an der Pforte bei Zugangsproblemen immer geholfen.Wer muss, muss wissen wo

"Die Behindertenparkplätze in Trier reichen aus", hat Anne Chérel festgestellt, "doch manchmal steht ein Auto eines Nichtbehinderten darauf." Ute Treinen vom Club Aktiv lobt die gute Zusammenarbeit bei Straßenbaumaßnahmen mit dem städtischen Tiefbauamt. Amtsleiter Martin Bismor erläutert die nächsten Baumaßnahmen: "Im Zuge von Neubaumaßnahmen werden demnächst Übergänge an Kreuzungen und Flächen an Bushaltestellen in der Arnulfstraße, Hontheimstraße und an der Signalanlage B 49 in Zewen barrierefrei ausgebaut." Ein großes Problem bei dringendem Bedürfnis sind für die Rollis fehlende, zu kleine oder unzugängliche Toiletten in Kellerbereichen. "Behindertentoiletten sind in Trier ein heißes Thema", sagt Ute Treinen. Club Aktiv-Geschäftsführer Paul Haubrich meint: "Insgesamt gibt es etwa 15 behindertengerechte Toiletten auf markanten Plätzen, im Rathaus, im Palais Walderdorff, in Parkhäusern und Tiefgaragen, in Kaufhäusern, Geschäften und einigen Restaurants. Aber die Rollis müssen sich auskennen." Die städtischen behindertengerechten Toiletten sind am Simeonstiftplatz (wegen Umbau Ersatztoilette im Container), im Palastgarten, am Busparkplatz Weberbach und an der Kaiser-Wilhelm-Brücke (Georg-Schmitt-Platz). Drei behindertengerechte Toiletten werden im Park Nells Ländchen, auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs sowie an einem noch nicht festgelegten Platz aufgestellt. Die vollautomatisch selbstreinigenden Toiletten sind für Behinderte mit einem Spezialschlüssel kostenlos benutzbar. Dieser "Euro-Schlüssel" wird vom Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF) für Deutschland und das europäische Ausland verkauft und ist auch beim Club Aktiv erhältlich. Der Schlüssel kostet 20 Euro. Die Behinderten wollten diesen Schlüssel, um allein Zugang zu diesen Toiletten zu haben, weiß Treinen. Vor allem auf Autobahntoiletten sei der Schlüssel sehr praktisch.

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