Rot-Gelb lässt Grüne abblitzen

Trier · Mit 36:13 Stimmen hat der Trierer Stadtrat beschlossen, die ADAC-Deutschland-Rallye in den Jahren 2010 bis 2012 mit jeweils rund 90.000 Euro zu unterstützen. Dabei teilte sich das neue Ampel-Bündnis aus SPD, FDP und Grünen in Befürworter und Gegner auf.

Am Ende einer weitgehend harmonischen Stadtratssitzung wurde es gestern Abend doch noch kontrovers. Grund war das neue Konzept des Veranstalters ADAC, die Deutschland-Rallye drei Jahre in Folge in und um Trier auszutragen. Die Entscheidung soll im Oktober der Motorsportverband Fia treffen. Voraussetzung dafür ist eine Unterstützung durch die Stadt wie 2007.

Im Dezernatsausschuss hatten CDU, SPD und UBM grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Neben den Grünen als bekannte Rallye-Gegner hatte sich überraschend auch FDP-Vertreterin Monika Indig gegen das neue Konzept ausgesprochen (der TV berichtete).

Im Rat wandte FDP-Fraktionschef Thomas Egger denn auch den größten Teil seiner Redezeit dafür auf, die uneinheitliche Abstimmung seiner Fraktion zu begründen. Bisher habe die Rallye nur alle zwei Jahre in Trier Station machen sollen, aber inzwischen gehe es um drei Jahre hintereinander. Das erhöhe die Belastung für Anlieger sowie verkehrs- und sicherheitstechnische Anforderungen: „Deshalb gehen wir viel kritischer damit um.“

„Wir können es uns nicht leisten, auf eine solche Veranstaltung zu verzichten“, stellte Karl Biegel (CDU) fest. Direkte und indirekte Einnahmen sowie die Resonanz für den Tourismus seien gewichtiger als die Bedenken. „Die FDP möchte dem Ampel-Bündnis gerecht werden, aber die Wirtschaft nicht ganz verraten“, kommentierte Biegel die Haltung der Liberalen.

Laut Hans-Willi Triesch (SPD) wurde das Thema aus den Bündnis-Verhandlungen ausgeklammert. Aus Sicht der SPD führe der Beitrag zur Wirtschaftsförderung letztlich klar zur Zustimmung.

„Wir hegen keine Sympathie für diesen Klamauk“, betonte Richard Leuckefeld (Grüne). Die Unterstützung einer Werbeveranstaltung der Automobilindustrie gehöre nicht zu den Aufgaben der Stadt. „Disharmonien“ wegen der Rallye seien kein Grund, die Ampel infrage zu stellen.

Nur Klamauk oder erstklassiger Werbeträger?

Hans-Alwin Schmitz (UBM) bezeichnete die Rallye als „erstklassigen Werbeträger für die Stadt“. Johannes Verbeek (Die Linke) regte an, den Tourismus besser durch naturnahe Konzepte zu fördern. CDU und UBM votierten geschlossen für die Rallye, mit einer Ausnahme auch die SPD. Pro Rallye stimmten außerdem die Liberalen Thomas Egger und Silke Reinert sowie Oberbürgermeister Klaus Jensen. Grüne, Die Linke und FDP-Frau Monika Indig stimmten mit Nein.

Meinung

Liberaler Drift um die Kurve

Von Marcus Hormes

Ausgerechnet die betont wirtschaftsfreundlich eingestellten Liberalen lehnen die Deutschland-Rallye ab? Da gab es für FDP-Frontmann Thomas Egger, Wirtschaftsdezernent in spe, einigen Erklärungsbedarf. Die Rede des Rechtsanwalts zur Ehrenrettung von FDP-Ausschussmitglied Monika Indig geriet gleichzeitig fast zu einem Plädoyer für die anderen Nein-Sager vom Ampel-Partner Bündnis 90/Die Grünen.

Mit einem rasanten Drift um die Kurve schaffte die FDP einen versöhnlichen Abschluss. Zwei Stimmen für die Rallye, eine dagegen, eine Enthaltung – auch eine Form von freiheitlicher Ausübung des Mandats.

m.hormes@volksfreund.de

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