Rot, geräumig und gesund

TRIER. Wer von Allergien geplagt wird, muss vorsichtig sein mit den Baustoffen. Ein Reihenhaus am Wasserband der Landesgartenschau gibt Überreaktionen des Immunsystems kaum eine Chance.

 Unscheinbar und gesund: Das rote Haus am Wasserband.Foto: F. Vetter

Unscheinbar und gesund: Das rote Haus am Wasserband.Foto: F. Vetter

Es steht in der Mitte der Häuserzeile am Wasserband: Rot, bescheiden und unauffällig. Übertriebene Komfort-Ambitionen stecken nicht drin. Der Wärmebedarf ist mit sieben Litern Öl pro Quadratmeter und Jahr zwar besser als der Durchschnitt moderner Bauwerke, liegt aber weit über dem Bedarf eines Passivhauses. Extras wie eine Fußbodenheizung fehlen, und überhaupt erweckt das Gebäude nicht den Eindruck großer Opulenz. Trotzdem: Wer eintritt, der spürt, dass sich hier nicht alles so verhält wie im normalen Bau- und Wohn-Alltag. Das Haus wurde für Allergiker geplant, und bei den Baustoffen ließen die Hersteller unter Leitung der Haus Verwaltungs und Sanierungs GmbH (HVS) alle notwendige Vorsicht walten. Natürlich entspricht die Wärmedämmung zeitgerechten Standards. Das Prinzip der doppelten Hülle - außen winddicht, innen luftdicht - wurde peinlich genau eingehalten. Wärmebrücken, die einen problematischen Wärmeabfluss auslösen könnten, vermieden die Konstrukteure. Die ersten Steine über der Bodenplatte bestehen aus geschäumtem Glas, was "kalte Füße" und aufsteigende Feuchtigkeit verhindert. Darüber verbaute man Poroton-Ziegel. Die allerdings wurden eigens gegen Elektrosmog präpariert. In den Hohlräumen befinden sich nämlich Alu-Einlagen. Außerdem schützt eine Raum-Freischaltung von Stromkreisläufen vor unerwünschten Elektro-Feldern. Wenn in einem Zimmer wenig oder kein Strom fließt, wird die gesamte Leitung still gelegt. Der Innenputz besteht aus dem wieder entdeckten Baustoff Lehm. Der gilt als schwierig in der Verarbeitung, speichert aber Feuchtigkeit wenn sie anfällt und kann sie vollständig wieder an die Umgebungsluft abgeben. Das sorgt für eine ausgeglichene Atmosphäre mit positiven Folgewirkungen. Trockene Staubpartikel werden zu leicht, sie "tanzen". Ist die Luft aber konstant feucht, sind der Staub und andere Partikel dafür zu schwer. Die nicht tragenden Innenwände bestehen aus gepresstem Stroh. Der Fachmann nennt das Karphos nach dem griechischen Wort für Stroh. Und bei den Bodenbelägen haben sich die Bauherrn für OSB-Platten auf Blähtonschüttung entschieden. Das sind langfaserige Spanplatten mit hoher Stabilität und vielfältiger Verwendungsmöglichkeit. Der beliebte Baustoff Gips war tabu. Der kann mit Feuchtigkeit wesentlich schlechter umgehen als Lehm und stellt dadurch einen idealen Nährboden für Schimmel dar. Wer Spitzenprodukte aus der Umwelt-Technik erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Sicherlich: Brennwertheizung, Regenwassernutzung und Sonnenkollektoren gehören dazu. Auch die kontrollierte Be- und Entlüftung mit Abluftkanälen aus den Sanitärräumen und Zuluft im Wohn- und Schlafbereich hat man mit eingeplant. Auf einen Wärmetauscher, der die Frischluft mit der Abluft-Energie aufheizt, hat man verzichtet. "Das ist zur Zeit noch unwirtschaftlich", sagt Jörg Haferkamp von der HVS. Und außerdem: Fragen der Hygiene seien noch nicht befriedigend geklärt. Das Haus sollte nämlich nicht nur umweltfreundlich sein und vor Allergien bewahren, sondern auch erschwinglich bleiben. Mit einem Quadratmeterpreis von 1200 Euro ist das sicherlich gelungen. Besichtigt werden kann das Haus im Rahmen der LGS-Bauausstellung am Wasserband an jedem Tag der Woche.

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