Rotes Kreuz will Weinbaudomäne übernehmen

Trier · Das DRK Sozialwerk Bernkastel-Wittlich steht kurz davor, die 31 Hektar große staatliche Weinbaudomäne Trier als Pächter zu übernehmen. Noch laufen die Verhandlungen. Das Land Rheinland-Pfalz hat schon mehrmals versucht, die Domäne profitabel zu machen – und ist jedes Mal gescheitert.

 Riesling ist die Hauptrebsorte der staatlichen Weinbaudomäne Trier. Ein Pächter soll den Betrieb profitabel machen. TV-Foto: Friedemann Vetter/Archiv

Riesling ist die Hauptrebsorte der staatlichen Weinbaudomäne Trier. Ein Pächter soll den Betrieb profitabel machen. TV-Foto: Friedemann Vetter/Archiv


"Wir stehen in Verhandlungen, müssen aber noch viele Details klären." Das sagt Heinz-Werner Steffen, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Bernkastel-Wittlich. Auch Rolf Pietrowski vom Weinbauministerium Rheinland-Pfalz bestätigt laufende Verhandlungen, nennt aber keine Namen: "Die Vertragspartner haben Stillschweigen vereinbart."

Christian Johann, Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks Bernkastel-Wittlich, bremst ein wenig. "Wir sind an einem schnellen Abschluss interessiert, aber noch sind grundsätzliche Dinge nicht geklärt", sagt er. "Ich kann heute noch nicht sagen, ob Top oder Flop."

Steffens und Johanns Bestätigungen lassen keinen Zweifel daran, dass sich hier eine der größten Übernahmen im Weinbau der letzten Jahre anbahnt. Das Land sucht bereits seit Monaten nach einem Investor, der die staatliche Weinbaudomäne als Pächter übernehmen und sie zu einem profitablen Betrieb machen will (der TV berichtete).
DRK-Geschäftsführer Steffen ist bei den Verhandlungen mit Mainz mit dabei und räumt ein, dass die möglichen Vertragspartner hohe Hürden bewältigen müssen. "Es geht hier schließlich um viel Geld", sagt er. "Wir müssen natürlich intensiv prüfen, ob und wie hier wirtschaftliche Erfolge und schwarze Zahlen möglich sind."

Mit genau diesem Ziel schlägt sich das Land bereits seit Jahren herum. Die Weinbaudomäne baut in Kürenz (Avelsbacher Hammerstein) und am Petrisberg (St. Maximiner Kreuzberg, Deutschherrenköpfchen) überwiegend Riesling an und sollte bereits 2011 in die Gewinnzone gefahren werden. Doch drei Jahre später blies Mainz diese Offensive wieder ab und verkündete stattdessen den neuen Plan, die staatliche Weinbaudomäne auf ökologische Produktion umzustellen und sie zu einem Musterbetrieb zu machen

Auch der Ökoweinbau brachte nicht den gewünschten Erfolg. Die genaue Höhe des jährlichen Defizits gibt das Land nicht bekannt, die jährlichen Verkäufe liegen zwischen 120?000 und 140?000 Flaschen.

Das DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich ist eine als gemeinnützig anerkannte GmbH innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes, die mehr als 400 Mitarbeiter beschäftigt (siehe Extra). Das Unternehmen bietet ein breites Leistungsspektrum in den Bereichen Freizeit, Wohnen und Arbeit für Menschen mit geistigen Behinderungen, psychischen Erkrankungen und sozialen Schwierigkeiten an und betreibt bereits zwei Weingüter in Bernkastel-Kues als Sozialprojekt.

Das DRK Sozialwerk Bernkastel-Wittlich hat mehr als 400 Mitarbeiter, die 800 Klienten ambulant, teilstationär und stationär betreuen. Mehr als 570 Menschen mit Behinderungen werden in einer Werkstatt beschäftigt. Das DRK-Sozialwerk unterhält derzeit fünf Heimstandorte und zwei Anlaufstellen für ambulante Hilfen. In stationären Wohnangeboten leben mehr als 160 Menschen mit Behinderungen. Im Rahmen der ambulanten Dienste werden derzeit mehr als 300 Menschen betreut, gefördert und begleitet.

Das Sozialwerk betreibt auf insgesamt 18 Hektar das Cusanus-Hofgut - das weltweit einzige Rot-Kreuz-Weingut - und das Weingut Nikolaus Hospital, 1458 gegründet und damit eine der ältesten Stiftungen im deutschsprachigen Raum.

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