Routiniers und Senkrechtstarter

TRIER. In einem sechseinhalbstündigen Nominierungs-Marathon haben die Trierer Grünen ihre Kandidatenliste für die Stadtratswahl erstellt. Auf den mit Dreifach-Benennungen abgesicherten acht vorderen Plätzen finden sich Routiniers wie Spitzenkandidatin Lydia Hepke, aber auch parteilose Newcomer.

Zehn Prozent und damit sechs Sitze im 52-köpfigen Stadtrat - ihr Ergebnis von der 1999er Kommunalwahl wollen Bündnis 90/Die Grünen beim nächsten Urnengang am 13. Juni toppen. Sie peilen acht Mandate an und versprühten bei der Nominierungs-Versammlung am Dienstagabend im Warsberger Hof demonstrativen Optimismus. Reiner Marz (45), inzwischen zum Landtagsabgeordneten avanciert, rief in einer kampfeslustigen Rede in Erinnerung, was seiner Meinung nach seit dem erstmaligen Einzug der Grünen in den Stadtrat 1984 besser läuft als vorher.Viehmarkt, Domfreihof, Alleen-Center: "Wir machen die unbequemen Themen öffentlich, die sonst nur in den Hinterzimmern der Macht behandelt werden. Ohne uns hätte vieles im Stadtrat gar nicht stattgefunden." Unbequemen Themen sollten sich die Grünen - laut Marz "die einzig wahre Opposition" - weiterhin mit Elan und Engagement widmen, "Weil die CDU in ihrem Besitzstandsdenken glaubt, die Stadt gehöre ihr. Und weil die SPD weder die Kraft zum Regierung noch den Mut zum Opponieren hat."Das Erstellen der Kandidatenliste in Platz für Platz separater und geheimer Wahl (in drei Wahlkabinen für insgesamt knapp 30 Abstimmungsberechtigte) gestaltete sich langwieriger als erwartet und bisweilen etwas chaotisch.Ging die Nominierung der beiden Rats-erfahrenen Spitzenleute Lydia Hepke (37) und Gerd Dahm (48) noch nahezu einstimmig über die Bühne, so prägten fortan mehrere Bewerbungen und Wahlgänge für einen Listenplatz das Geschehen. Den Kampf um Platz drei entschied erst im dritten Wahlgang Sigrun Priemer (25) für sich. Ihre Kontrahentin, die parteilose Anja Matatko (22), war schließlich mit ihrer Kandidatur für Platz sieben erfolgreich.Gute Chancen dank Dreifach-Benennungen

Als weiterer Senkrechtstarter ohne grünes Parteibuch landete Dominik Heinrich (39) auf Platz vier. Wie Heinrich, Priemer und Matatko zählt auch Aaron M. Braun (32), der gleich im ersten Wahlgang gegen zwei weitere Mitbewerber den Sprung auf Rang sechs schaffte, zu den großen Gewinnern des Parteitags. Die Routiniers Uschi Britz (51) und Manfred Becker (53) auf fünf und acht komplettieren das Achter-Team, dessen Mitglieder sich dank Dreifach-Benennungen auf der Wahlliste große Hoffnungen auf einen Einzug in den nächsten Stadtrat machen.Verlierer brachte der lange Abend ebenfalls hervor. Vorstands-Sprecher Wolf Buchmann (30) zog nach vergeblichen Anläufen auf die Ränge acht und zwölf seine Kandidatur ganz zurück. Und den nicht am Wahlabend anwesenden Roland Marquenie (50), der per Brief hatte wissen lassen, er kandidiere "ab Platz 4", reichte die Versammlung sang- und klanglos bei jedem Wahlgang für einen der "Männer-Plätze" (gerade Nummern) weiter nach unten durch. Marquenie fungiert nun als Ersatzkandidat.Als potenzielle Nachrücker für die kommende Stadtrats-Wahlperiode (bis 2009) liegen drei weitere prominente Grüne auf den Plätzen neun bis elf in Lauerstellung. Uschi Wihr (43), Clement Atzberger (38) und Sandra Bartmann (wird heute 34) mochten sich aus beruflichen Gründen nicht weiter vorn platzieren lassen.Am Mittwoch um 1.30 Uhr schloss Versammlungsleiter Marz den Parteitag mit knappem Appell: "Hintern hoch, Ärmel aufkrempeln, rausgehen und Wahlkampf machen!"

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