Rückkehr der Kaupert-Köpfe

TRIER. Eine bewegte Geschichte haben die Skulpturen hinter sich, die einst die Apsis-Nischen der evangelischen Kirche zum Erlöser schmückten. Jahrelang in Vergessenheit geraten, findet nun das von Bildhauer Gustav Kaupert (1819-1897) geschaffene klassizistische Figurenprogramm in den erhalten gebliebenen Fragmenten wieder einen Platz an der östlichen Längswand im Kircheninneren.

Den höchsten Bekanntheitsgrad dürfte der deutsche Bildhauer Gustav Kaupert durch seine Arbeiten in den Vereinigten Staaten von Amerika erhalten haben. In Richmond schuf er das George-Washington-Denkmal sowie in Washington D.C. die Amerika-Statue auf dem Kapitol. Aber auch für die Ausstattung der evangelischen Kirche zum Erlöser entwarf er zwischen 1880 und 1887 ein fünfteiliges Skulpturenprogramm, vermutlich aus griechischem Marmor, das in den über 2,10 Meter hohen Nischen der Apsis Christus und ihm zur Seite die vier Evangelisten Markus, Matthäus, Johannes und Lukas zeigte. Kirchmeister Georg-Friedrich Lütticken hat die Geschichte der Skulpturen aufgearbeitet. Zwar in ihrer Standfestigkeit erschüttert, mit Rissen übersät und durch Ruß und Staub verschmutzt, überstanden die Skulpturen weitestgehend unbeschadet die Bombardierung 1944, standen weiterhin in den Nischen. Erst während des Wiederaufbaus 1953 lagen sie zersplittert im Bauschutt. Nur die Köpfe blieben unversehrt und wurden zunächst auf der Marmorhalde in der Herzogenbuscher Straße, danach im Caspar-Olevian-Saal und schließlich im Magazin des Rheinischen Landesmuseums eingelagert."In einem jämmerlichen Zustand"

"Die Köpfe waren für uns vergessen", sagt Lütticken. Doch im Jahr 2000 erhielt die Kirchengemeinde Post vom Museum, das seine Magazin-Kapazitäten selbst benötigte. "Die Köpfe waren in einem jämmerlichen, unansehnlichen Zustand, aber es war ein beeindruckendes Erlebnis, vor allem den Christus-Kopf zu sehen", sagt Lütticken. Das Museum erhielt den Auftrag, die Köpfe zu restaurieren, denn sie sollten wieder in die Kirche zurückkehren, sind sie doch "ein Teil unserer Kirchengeschichte", sagt der Öffentlichkeitsbeauftragte Guido Hepke. Der Steinmetz Henning Wirtz aus Trier-Ehrang schuf Stelen aus Muschelkalkstein mit einem Gewicht von rund 700 Kilogramm, auf denen die Köpfe (rund 400 Kilogramm) ruhen. Unterstützung erhielt er von seinem Mitarbeiter Mario Petry und seinem Lehrmeister Christoph Kronewirth. Die Stele mit dem Kopf des Johannes hat bereits ihren Platz in der Kirche eingenommen. Die übrigen vier Werke sollen am 3. September enthüllt werden, wenn die Gemeinde die Feierlichkeiten zum Doppeljubiläum startet.

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