Ruhe und Besinnung

Die Reihe "Musik und Wort" im Trierer Dom besteht aus Andachten zum Advent, die sich großer Beliebtheit erfreut. Etliche Besucher mussten bei der zweiten Feier mit einem Stehplatz vorlieb nehmen, weil Stühle und Bänke schon weit vor Beginn besetzt waren.

Trier. (gkl) Während auf dem Weihnachtsmarkt das Leben pulsierte, in der dort aufgestellten Krippe das Kind lag und die drei heiligen Könige auch schon da waren, herrschte im Dom Dunkelheit, und es war, obwohl die Kirche nahezu voll besetzt war, still. Alles wartete auf die Andacht "Musik und Wort" zum zweiten Adventssonntag. Gleichsam als hätte die Hektik vom Domfreihof doch Einzug in den Dom gehalten, wurde die Andacht von Domorganist Josef Still mit dem "Moto ostinato" von Petr Eben eröffnet. Drängende Unruhe kennzeichnet dieses Werk, es scheint kein rechtes Ziel zu kennen. Texte von Papst Benedikt und Hanns Dieter Hüsch

Welch ein Kontrast, als dann die Jugendkantorei am Trierer Dom unter Leitung von Domkantor Thomas Kiefer zum Altar zog. Sie erfüllten den Dom mit dem schlichten aber nachdrücklichen "Veni Emmanuel" von Jan-Åke Hillerud. Auf einmal befand man sich in einer ganz anderen Welt. Es ist erstaunlich, zu welchen Leistungen Kiefer dieses Ensemble animieren kann. Eine Krux bei Kinder- und Jugendchören ist häufig die Intonation, bei der man oft genug Abstriche machen muss. Diese Notwendigkeit bestand hier nicht. Ob beim "Veni Domine" von Felix Mendelssohn Bartholdy oder beim "Tota pulchra est" von Maurice Duruflé, auch die Zuhörer in den vordersten Reihen, die nicht mit der Akustik kämpfen mussten, konnten sich an einem glockenklaren Klang erfreuen. Ein anderer Aspekt der hohen Qualität, die diese Kantorei zu bieten hat, ist die dynamische Spannweite. Wolfram Buchenbergs "Maria durch ein Dornwald ging" und Harrison Oxleys "Gabriel's message" lebten nicht zuletzt vom filigranen und doch äußerst präsenten Pianissimo, das Kiefer dem Chor abverlangte.Mit der reinen Instrumentalmusik gedachte Still dem verstorbenen tschechischen Komponisten Petr Eben, von dem neben dem Eröffnungswerk auch die Fantasie "Rorate coeli" für Viola (Petar Entchev) und die Auftragskomposition für den Dom "Campanae gloriosae" aus dem Jahr 1999 erklang. Viel zeitgenössische Musik für einen Abend: Aber es war ein passender Rahmen, dem Komponisten, der eine enge Bindung an die Region hatte, zu gedenken. Zusammen mit den Texten (unter anderem von Papst Benedikt XVI. und Hanns Dieter Hüsch), ausgewählt und vorgetragen von Monsignore Stephan Wahl, vermittelte die Andacht dass, was man im Allgemeinen vom Advent erwartet: Besinnung, Ruhe und Einkehr.

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