Ruhe vor dem PS-Sturm

Am Sonntag, 19. August, wird es bei der Rallye-Weltmeisterschaft erstmals die Wertungsprüfung "Circus Maximus" in der Trierer Innenstadt geben. Das ist mit einigen Einschränkungen für Anwohner verbunden. Großer Unmut regt sich aber nicht dagegen - das zeigte sich bei einer Bürger-Info.

 Die Anwohner sehen dem Rallye-Spektakel mitten in der Innenstadt weitgehend gelassen entgegen. TV-Foto: Archiv/funkbild

Die Anwohner sehen dem Rallye-Spektakel mitten in der Innenstadt weitgehend gelassen entgegen. TV-Foto: Archiv/funkbild

Trier. Else Fichter, engagierte Klimaschützerin, könnte der Rallye etwas Positives abgewinnen. Fast zumindest - es bräuchte nur eine kleine Änderung. "Sie sollten auf Elek-tro-Autos umstellen", sagt die rührige Rentnerin. Das wird in absehbarer Zeit wohl kaum passieren. Aber auch Fichter gibt den Rallye-Machern für dieses Jahr noch "grünes Licht": "Weil Sie sich schon so viel Arbeit gemacht haben", sagt sie in Richtung der acht Experten auf dem Podium in der neuen AVG/MPG-Sporthalle. Appelle und Aufklärung stehen auf dem Programm

Die Vertreter der Stadt Trier mit Sportdezernent Georg Bernarding an der Spitze sowie die ADAC-Rallyeleitung Armin Kohl (Rallyeleiter) und Manfred Kronenburg vom Racing Team Trier sind bestens vorbereitet. Appelle an das Verständnis der "Innenstädter" stehen auf dem Programm. Und Aufklärung. Der wirtschaftliche Nutzen mit strahlenden Gastronomen und lachenden Einzelhändlern wird herausgestellt. Dazu die "unbezahlbare Werbung für Trier" durch das große Medien-Echo (Helmut Scheuering, regionaler Vorsitzender des Gastronomen-Verbands Dehoga). Politisch ist die Tempojagd rund um die Porta Nigra ohnehin längst in der Spur. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen sträubt sich zwar gegen den Innenstadt-Kurs. Alle anderen Fraktionen erwarten sich aber größeren Nutzen als Kosten. "Man muss den Sport nicht mögen", sagt Bernarding. Aber es gebe eben mehr Vorteile als Nachteile. Von echtem Aufbegehren gegen die Veranstaltung ist nichts zu spüren. Nur rund 40 Anwohner sind dabei der Einladung zur Bürger-Info gefolgt. Hunderte waren eingeladen, die meisten Stühle bleiben leer. Eine Handvoll kritische Äußerungen sind darunter. Die meisten Fragen drehen sich aber um Individuelles. Was ist etwa, wenn ich Gäste erwarte? Wo kann ich mein Auto parken? Was ist, wenn ich meine Wohnung während der Wertungsprüfung verlassen muss? Komme ich am Sonntagmorgen zu Fuß zum Dom? Dabei wird es für die Anwohner rund um die Theodor-Heuss-Allee, Sichelstraße oder Deworastraße einen Ausweichparkplatz auf dem AVG/MPG-Schulhof geben. Zudem würden Berechtigungsausweise ausgestellt. Alles ganz unbürokratisch, versprechen die städtischen Behörden. Wer während der Prüfung sein Haus verlassen will - also am 19. August zwischen 11 Uhr und 13.30 Uhr - könne das auch tun. Wenn auch nicht ganz so einfach wie sonst. Vor jedem Haus sei dann ein Helfer postiert. "Es wird laut", kündigt Rallye-Leiter Kohl an und bittet um Verständnis. Streckenführung: Simeonstraße, Porta-Niga-Platz, Christophstraße, Kochstraße, Sichelstraße, Deworastraße, Theodor-Heuss-Allee, Nordallee, Simeonstiftplatz, Margarethengässchen. Meinung Vorbereitung ist alles Es gibt leichtere Unterfangen, als eine Rallye-Wertungsprüfung mitten im Zentrum einer kulturell bedeutenden Stadt wie Trier etablieren zu wollen. Das war dem ADAC und der Stadt klar. Dass Kritik anrasen wird, auch. Was die befürchteten massiven Einschränkungen für die Anwohner betrifft, lässt sich nach der Bürger-Info dabei halbwegs Entwarnung geben: Die Veranstalter werden die Innenstadt-Prüfung "Circus Maximus" am 19. August bestens vorbereitet angehen. Ein Proteststurm ist nicht zu erwarten. So hatten die Vertreter von Stadt und ADAC auf praktisch jede berechtigte Anwohner-Sorge eine plausible Antwort parat. Das zeigt gleichzeitig, welcher immense Aufwand hinter der Rallye steckt: Nicht nur von Ehrenamtlichen, sondern auch von vielen städtischen Angestellten. Deshalb muss nach der Rallye glasklar und nüchtern durchgerechnet werden, ob Trier wirklich - wie erwartet und immer wieder propagiert - von der Motorsport-Veranstaltung profitiert. Denn es fällt längst auf, dass es bei allen Rallye-Diskussionen in der Stadt immer nur um den eigenen Parkplatz geht, das eigene Gewissen oder das eigene Portemonnaie. Auf Dauer wird die Rallye hier aber nur eine Zukunft haben, wenn sie von den Trierern als Motorsport akzeptiert wird - und nicht nur als Tourismus-Motor. a.feichtner@volksfreund.de

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