Ruhige Ecke wird Gefahrenzone

TRIER. Nächtliche Trinkgelage auf der Straße, Pöbeleien und Belästigungen prägen immer noch die Szene: Die Magnerichstraße in Pallien bleibt ein sozialer Brennpunkt. Die Stadtverwaltung hat bereits vor sechs Monaten versprochen, härter durchzugreifen. Doch viele Anwohner sprechen weiterhin von einem unzumutbaren Lebensumfeld.

"Wir haben große Angst vor dem Sommer" - das hatte Anja Körner, eine der Anwohnerinnen der Magnerichstraße, Ende Januar gesagt (der TV berichtete). Gestern bestätigte sie: "Diese Angst war berechtigt, denn die Lage ist immer noch katastrophal." Bis 2000 gehörte die Magnerichstraße zu Triers ruhigen Ecken. Doch als das Trierer Wohnungsamt damit begann, die Sozialwohnungen in dieser Straße neuen, aus einer der Problemzonen der Römerstadt kommenden Mietern zuzuteilen, änderte sich die Szenerie drastisch. Manche der neuen Mieter begannen, ihre Nachbarn zu tyrannisieren. "Nachts werden auf der Straße Gelage gefeiert", sagt Roswitha Rambaud, die seit 26 Jahren in der Magnerichstraße wohnt. "Es herrscht eine Geräuschkulisse wie in einem überfüllten Biergarten. Dazu kommt laute Musik. Schlaf ist beinahe unmöglich geworden." Das war nicht alles. Die eigene Straße wurde für viele Anwohner plötzlich zur Gefahrenzone. Es kam zu Pöbeleien und auch tätlichen Angriffen, ein Anwohner wurde zusammengeschlagen. Polizei und kommunaler Ordnungsdienst mussten eingreifen. Die Mieter wandten sich an Ordnungs- und Wohnungsamt sowie an die Wohnungsbau- und Treuhand AG GBT, in deren Verantwortung die Verwaltung der Sozialwohnungen liegt. 2002 wurde ein Mieterbeirat gegründet. Die Stadt reagierte: Oberbürgermeister Helmut Schröer versprach in einer schriftlichen Mitteilung, Initiativen zur Lösung des Problems auf den Weg zu bringen, und auch Georg Bernarding, Bürgermeister und Sozialdezernent, kündigte im Januar an: "Die Magnerichstraße darf kein Ghetto werden. Wir werden hier intensiv arbeiten müssen." Diese Arbeit sei nicht intensiv genug gewesen- so sehen es die Anwohner heute. "Zwar wurde einigen Mietern gekündigt, andere wurden immer wieder ermahnt, aber die meisten Probleme sind geblieben", sagt Monika Bisdorf. "Die Müllcontainer quellen mangels richtiger Mülltrennung über. Außerdem prägen vergammelte Holzplanken, Blechteile, rostige Räder und Sperrmüll-Möbel immer wieder das Bild. Wer dieses Problem anspricht, wird angepöbelt."Harte Kritik am Wohnungsamt

"Manchmal feiern und trinken nachts mehr als 40 Leute auf der Straße", ergänzt Roswitha Rambaud. "Und die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sind immer mittendrin." Aus ihrer Sicht liegt das Problem beim Wohnungsamt: "Die Chaoten werden von einer Wohnung in die andere geschoben, bleiben aber in unserer Straße." Dem widerspricht das Amt: "Wir besetzen die Sozialwohnungen mit großer Vorsicht", sagt Dieter Kinzig. "Das Problem hat sich verlagert", sagt Klaus Blum, Ortsvorsteher von Trier-West/Pallien. "Es besteht aber weiter. Einigen Störenfrieden wurde gekündigt, aber es ist immer noch schlimm." Das nächtliche Chaos breite sich mittlerweile auch auf die benachbarte Römerstraße aus. Blum will sich jetzt mit dem Wohnungsamt in Verbindung setzen. "So kann es nicht weitergehen."

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