Rummel mit Regenschirm

TRIER. Mit Schaufeln und Schubkarren voller Schotter versuchen zwei Männer, die zahlreichen Löcher im Boden zu stopfen. Eine Sisyphos-Arbeit. Denn nur Zentimeter daneben sammeln sich neue Pfützen. Das Team gehört aber nicht zum Straßenbau, sondern zu den 50 Schaustellern, die in den Trierer Moselauen bis zum 5. Juni beim Europa-Volksfest Station machen.

"Wir wissen von klein auf, dass unser Geschäft wetterabhängig ist. Es ist schade, wenn der erste Tag verregnet ist, aber wir verlieren den Mut nicht. Und wir sind positiv überrascht, dass wir doch geschätzt auf rund 10 000 Besucher gekommen sind", sagt Organisatorin Angela Bruch zuversichtlich. Bei Regen und Temperaturen, die das Thermometer kaum über die zehn Grad ansteigen lassen, verirren sich die Gäste zunächst aber nur vereinzelt in die Moselauen. "Wir sind auf der Durchreise, haben die Schilder und das Riesenrad von der Straße aus gesehen und angehalten", sagt Afra Grent aus den Niederlanden. Ob sie das schlechte Wetter nicht abgeschreckt hat, das gemütliche Wohnmobil zu verlassen? "Nein, mit dem Regenschirm kann man auch auf die Kirmes gehen." Zum Aufwärmen haben sich die vier Urlauber ins Etagen-Café Grell gerettet, wo ein bullernder Heizlüfter und heiße Getränke für wohlige Wärme von außen und innen sorgen. Währenddessen lassen sich jugendliche Rummel-Besucher nicht den Spaß verderben. Vor allem beim Autoscooter, dem Kirmes-Klassiker, sammeln sich Trauben junger Menschen. "Es ist zwar nass, aber so sind weniger Leute da, die Schlangen nicht so lang und es ist besser, als daheim zu sitzen", sagen Sarah Albrecht (15) und Jana Schäfer (15). Schwankend steigen sie aus den beweglichen Gondeln von "Circus Circus", wandern mit schlammbespritzten Hosensäumen zwischen den Pfützen Richtung Alpina-Bahn, um physikalische Gesetze von Schwerkraft und freiem Fall am eigenen Leib zu erleben. Nur um die Wildwasserbahn machen sie am Eröffnungstag des Volksfestes einen weiten Bogen. "Nein, das Wetter schlägt einem Schausteller nicht aufs Gemüt", sagt Rudolf Schütze, Betreiber der großen Geisterbahn. "Aber wenn der Platz und die Kassen leer bleiben, geht das schon an die Substanz." Esther Lengner (45) sitzt deprimiert in ihrem Kassenhäuschen. Aber wenn sie ihr Mikrofon anschaltet, ist sie Profi, lächelt, preist die halsbrecherische Motorrad-Steilwand-Show ihres Mannes Pit Lengner (53) in schillernden Bildern an. "Das ist echte Schausteller-Tradition", erklärt sie. "Und Knochenarbeit. Das honorieren viele Leute heute nicht mehr. Manchmal ist man da innerlich aufgewühlt. Aber auch dann setzt man ein Lächeln auf", sagt sie und animiert die Besucher hereinzukommen, die vor dem Zelt zwischen den Pfützen vorbeihüpfen.

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