Runderneuerung für "Kinderschreck"

TRIER. Der Pranger in der Grabenstraße macht seit einigen Jahren einen ziemlich "angefressenen" Eindruck. Jetzt ist Besserung in Sicht: Das städtische Denkmalpflegeamt lässt die Nachbildung der mittelalterlichen Schandsäule wieder auf Vordermann bringen.

Im Volksmund heißt der Grabenstraßen-Pranger auch "Kinderschreck". Es soll doch tatsächlich Eltern geben, die ihren Nachwuchs mit Drohungen wie "Wenn Du Dich nicht schickst, wirst Du eines Tages auch noch da angekettet" disziplinieren wollen. Diese äußerst fragwürdige erzieherische Maßnahme funktioniert jetzt nicht mehr. Völlig unmartialisch und harmlos wie ein zahnloser Tiger präsentiert sich seit Wochen der Pranger - oder, besser gesagt, das, was von ihm übrig geblieben ist. Die Ketten mit den Hals- und Arm-Eisen sowie dem Petrus-Wimpel hat das Stadt-Denkmalamt abmontieren lassen. Auf dem bereits renovierten Sandstein-Sockel ragt nun nur noch der marode Eichenholz-Stamm einsam empor, und auch dem geht's bald an den Kragen. "In den nächsten Wochen kommt Ersatz", kündigt Amts-Vize Rainer Thelen an. Die fortschreitende Stammfäulnis habe sich nicht mehr mit Flickarbeiten kaschieren lassen. Und manche Kinder hätten sich einen Spaß daraus gemacht, das als Füllmasse eingebrachte Styropor "herauszupiedeln".Renovierung kostet 3500 Euro

Spätestens Ende des Monats erinnert ein runderneuertes Schandmal wieder daran, was Dieben und anderen Missetätern bei niederen Vergehen im Mittelalter blühte: Sie wurden regelrecht "an den Pranger gestellt" und damit wehrlos der Häme oder der Wut des Volkes ausgeliefert. Der Pranger in der Grabenstraße an der Gabelung zur Brot- und Palaststraße ist eine Nachbildung. Die Stadt errichtete ihn 1979/80 an allerdings fast authentischem Standort, wie eine 1515 entstandene Zeichnung Gerhard Nauens von Hauptmarkt und Domstadt zeigt. Die Renovierung kostet rund 3500 Euro.

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