Sackgasse Hauptschule?

TRIER. Sie wissen zu wenig und finden sich in der Gesellschaft nicht zurecht. In reinem Amtsdeutsch klingt das so: Die Zahl der Hauptschüler mit "unausgereiftem Sozialverhalten" und "defizitären Basisqualifikationen" steigt. Der Stadtrat beschloss einstimmig, die Schulsozialarbeit an den Trierer Hauptschulen und die Jugendberufshilfe auszubauen.

Die Rektoren der acht Trierer Hauptschulen schlugen Mitte des Jahres Alarm. In einem offenen Brief bezeichneten sie die Lage ihrer Schüler als "trostlos": Nur 53 der 279 Entlassschüler hatten eine Lehrstellen-Zusage. Man lasse "ganze Jahrgänge einer Schulart ins berufliche und persönliche Abseits laufen". An fünf Trierer Hauptschulen sind Schulsozialarbeiter bereits aktiv. Ab 2007 wird dieses Angebot auch auf die drei noch fehlenden Bildungsstätten ausgedehnt - die Theodor-Heuss-Hauptschule, die Cusanus-Hauptschule und die Hauptschule Zewen. Es handelt sich um jeweils halbe Stellen; Träger ist die Kinder- und Jugendhilfe Palais. Das Land finanziert zwei Drittel der Personal- und Sachkosten, im Trierer Haushalt sind für 2006 und 2007 jeweils 90 000 Euro für Schulsozialarbeit veranschlagt.Motivation wecken, Perspektiven schaffen

Die Hilfe endet nicht mit dem Schulabschluss. Die Jugendberufshilfe richtet sich an besonders benachteiligte Jugendliche, die keiner Beschäftigung nachgehen und nicht bei der Agentur für Arbeit gemeldet sind. Sie sollen dazu motiviert werden, sich eine Ausbildungsstelle oder einen Arbeitsplatz zu suchen. Die beiden Teilzeitstellen in Trägerschaft der Kinder- und Jugendhilfe Palais werden 2007 um eine weitere aufgestockt. Alle Fraktionen standen hinter den Beschlüssen. Norbert Freischmidt (CDU): "Schulsozialarbeit ist ein wichtiger pädagogischer Baustein in Ergänzung der Leistungen der Lehrer." Ingeborg Sahler-Fesel (SPD) lobte die Kinder- und Jugendhilfe Palais, die"viel Herzblut in dieses Thema steckt". Man dürfe den Schülern dabei keinen Vorwurf machen. "Fehlende Chancen auf dem Arbeitsmarkt lassen kaum Motivation zu." Gerd Dahm (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte, dass die Definition dieses Problems sich nur auf die Hauptschulen beziehe. "Wir sollten nicht so tun, als wären nur Monster- und Katastrophenkinder in den Hauptschulen. Mit Sicherheit brennt es in den Realschulen und Gymnasien genauso." Hermann Kleber (UBM): "Hier muss sehr viel Geld investiert werden, und es ist gut angelegt." Thomas Egger (FDP) erinnerte daran, dass Kriminalität und Perspektivlosigkeit "nahe beieinander liegen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort